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R ü s t u n g  2 0 0 5

 

 

PUMA: small

20. Dezember 2005

Dass wir nicht “ab nach Kassel” sind, verdanken wir irgendeiner undurchsichtigen Entscheidung im Bundesverteidigungsministerium, denn den ersten Auftritt des neuesten Schützenpanzers PUMA werden heute nur handverlesene 120 Personen erleben dürfen. Die Presse ist generell ausgesperrt.

Mit einem erheblichen Kraftaufwand hat es die 50/50 besetzte Wagenbauer-Elite von Krauss-Maffe/Wegmann und Rheinmetall/Landsysteme geschafft, den auf heute terminierten Meilenstein “Präsentation des Demonstrators” einzuhalten.

Wir wissen nicht genau, ob der von uns ermittelte Grund für die Publikumsscheu der folgende ist:

  • Der heute statisch gezeigte “Systemdemonstrator” PUMA sieht wahrscheinlich nicht ganz fertig aus. Hätte man, sozusagen weltöffentlich, eingeladen, wären 3.000 Personen gekommen, von denen Hunderte internationale Fachleute gewesen wären, die mit einem Blick irgendwelche “Fehler” in die internationale Debatte gestreut hätten. Auf dem von den Veranstaltern versprochenen Bild des Demonstrators wird man die wohl nicht erkennen können.
     
  • Die Öffentlichkeit wird auf den 2. Mai 2006 vertröstet. Zum 50. Jahrestag des Deutschen Heeres will man den PUMA präsentieren, wie es sich gehört (und heute eben nicht geleistet werden konnte): In voller Fahrt, bergauf bergab, ohne Schalldämpfer, volles Rohr, wie es sich halt gehört - mit Kaiserwetter in malerischer Kulisse.

Zur Ungeduld besteht auch kein Anlass. Hinter der PUMA-Frage verbirgt sich ein knallharter Konkurrenzkampf der verbliebenen Kampfwagen-Bauer in Europa. In Position schieben sich:

  • BAE Systems, die Nr. 1 der Rüstungskonzerne in Europa, mit ihren Land-System-Aufkäufen in den U.S.A. und Schweden, und ihrer Position in U.K. (vgl. Defence Industrial Strategy, S. 78 ff.) ;
     
  • Die französische GIAT, staatseigen, zum Gesundschrumpfen verordnet, aber erheblich modernisierend, wie kolportiert wird;
     
  • Noch dazu die U.S.-Boys mit Mowag-Autos aus Österreich etc.

Trotz allem Gequatsche über “Plattform vers. Capabilities” rechnen Experten sehr genau aus, wer wieviele “Autos” in der Zukunft braucht. Im Vergleich zu den britischen und französischen sind die deutschen Wagenbauer (pz.) unterlegen: zu klein, zu zersplittert, zu teuer, zu gut. Wenn sie sich behaupten wollen/sollen, ist es Zeit, eine (nationale) Strategie zu entwerfen. Ganz blind ahnen wir: Nicht die Mächtigen, sondern die “Kleinen” werden den Ausschlag geben.

{Think small - it’s better then all}

 

A400M: OWE(H)

2. Dezember 2005

Dass Probleme bei der Entwicklung eines komplexen technischen Systems aufwachsen, ist nur trivial. Wenn die sehr erfolgreiche (zivile) Airbus-Industrie sich erstmals auf die Entwicklung eines Militär-Transporters einlässt, muss diese Trivialität tendenziell zunehmen.

Man hat schon gehört, dass

  • die konstruktive Auslegung des Leitwerkes zur Vereisung neigt,
     
  • die vier Turbo-Prop-Triebwerke in zwei rechtsdrehende und zwei linksdrehende umgemodelt werden mussten,
     
  • das von Avio (Fiat) angebotene Triebwerk-Getriebe im ersten Durchlauf des Wettbewerbs technisch verworfen wurde und nun doch zum Zuge kommt,
     
  • das Gesamt-Konzept der Triebwerksanlage insgesamt diffizil ist.

Im September 2005 hat es aber eine Airbus-interne Berechnung des Gewichts des A400M gegeben, die gar nicht trivial ist:

  • In der “Technischen Spezifizierung” des A400M-Vertrages vom November 2001 heisst es, dass das “Manufacturer’s Weight Empty” (MWE) des A400M auf 63.916 kg geschätzt wird.
    Im Sept. 2005 wird es 10 Tonnen schwerer taxiert: 73.900 kg;
     
  • Das um das “Operator Equipment” und “Operational Equipment” erweiterte Gewicht setzt auf das MWE auf und ergibt das “Operating Weight Empty” (OWE).

    Im A400M-Vertrag (2001) wird das OWE auf 65.500 kg geschätzt. Ab 2004 wird das OWE, aktuell auf
    www.airbusmilitary.com , mit 70.000 kg angegeben.
    In der internen Listung vom Sept. 2005 ist es mit (abgerundet) 76.000 kg verzeichnet.

Man muss deswegen nicht unbedingt eine Wehklage beginnen. Wer sich von seinem Autohersteller bei den Angaben über die technischen Leistungsparameter seines Fahrzeuges vergleichbar irregeführt sieht, ergreift auch die Möglichkeiten zur “Balancierung”:
- Zur Gewährleistung der Nutzlast lässt er seine Frau zu Hause;
- Wegen der Tankstellendichte wird die Sprit-Zuladung halbiert;
- und der Urlaub in Österreich ist doch schöner als in der Serengeti.

{Sun Tsu sagt: “Wo ein Weg weg ist, ist noch der Wille”}

 

Bw-Plan 2006: minderdynamisch

21. Juni 2005

Nachdem wir den am 29. März 2005 von Generalinspekteur Wolfgang Schneiderhan erlassenen “Bundeswehrplan 2006” nun endlich auch haben, mögen wir einen Vergleich zum “Bundeswehrplan 2005” anstellen:

  • Angesichts der für den Verteidigungshaushalt bedrohlichen Lage ist im BwPl 06 für den Plafond eine recht moderate Absenkung vorgenommen worden:
    - 2006: um 50 Mio. EUR,
    - 2007: um 200 Mio. EUR;
    Der neue Wert für 2010 lautet: 26,1 Mio. EUR (2009: 25,8);
     
  • Neu sind die Angaben für die internationalen Einsätze:
    - für 2006 und 2007 sind jeweils 645 Mio. EUR angegeben;
    - die planerischen Vorgaben sinken bis 2010 auf 440 Mio. EUR ab;
     
  • Bei der Darstellung der Rüstungsvorhaben (Volumen 2006 ff., Mio. EUR) für die Fähigkeitskategorien sind teilweise erhebliche “Korrekturen” festzustellen:

    Führungsfähigkeit:

    - das “Mobile Kommunikations-System” muss wohl erheblich abgespekt worden sein:
    von 420 auf 175 Mio. EUR in 2006,
    - das “Software Defined Radio” ist dafür um 90 Mio. teuerer (jetzt 260 Mio. EUR);

    Nachrichtengewinnung und Aufklärung:

    Neu aufgeführt sind
    - die Kommunikations-Aufklärungs-Drohne (SIGINT HALE UAV) mit 600 Mio. EUR, Zulauf ab 2010,
    - die taktische Aufklärungs-Drohne für die Luftwaffe (MALE UAV) mit 250 Mio. EUR ab 2009,
    - die Heeres-Drohne KZO mit 150 Mio. EUR;

    Unterstützung, Durchhaltefähigkeit und Mobilität (UDM):

    - das geschütze Fahrzeug DURO ist um 130 auf 410 Mio. EUR gekürzt worden,
    - neu ist der Titel “weitere geschützte Funktions-Fahrzeuge” mit 870 Mio. EUR,
    - das Fracht-System “Multi A3 FSA” ist jetzt ausgeplant auf 700 Mio. EUR (2005: 160),
    - der Transport-Panzer GTK ist mit 450 statt 330 Mio. EUR angegeben,
    - 220 Mio. EUR kosten die “3D-Geländedaten” bis 2013;

    Wirksamkeit im Einsatz, Überlebensfähigkeit und Schutz:

    - der Schützenpanzer PUMA wird von 2.140 auf 3.520 Mio. EUR korrigiert (die dazugehörigen Munitions-Vorhaben werden einen Teil der Differenz ausmachen),
    - der EUROFIGHTER verbilligt sich ganz erstaunlich: in 2005 ist er incl. Munition noch mit 12.380 Mio. EUR angegeben - 2006 kostet er “nakt” 8.500 Mio. EUR; mit der neuen Kategorie “Munition Kampf-Lfz” mit 1.530 Mio. auf 10.030 Mio. addiert,  wird die Angelegenheit also um 2.350 Mio. EUR billiger? Man hat wohl eher in die Planungsebene nach 2019 geschoben,
    - die “diversen Anpassungen” des Kampfbombers TORNADO kosten nicht mehr 140, sondern nun 900 Mio. EUR,
    - das heiss diskutierte Flugabwehr-Raketen-System MEADS “verteuert” sich von Bw-Plan 05 auf 06 um 1.550 Mio. auf 3.810 Mio. EUR.
     
  • Beim Vergleich der Planungsdaten für die Ausgabenbereiche des Verteidigungshaushaltes fällt auf:

    - Die Plandaten für die Personalausgaben in der 37. Finanzplanung (Haushalt 2004) unterscheiden sich zu denen der 38. Finpl. um 500 bis 700 Mio. EUR minus!
    - der Ausgabenbereich Materialerhaltung erscheint gar nicht als Sparbüchse;
    - das Planungsvolumen für die wehrtechnische Forschung, die nicht an bestimmte Rüstungstitel gebunden ist, fristet weiterhin ein kümmerliches Dasein;
    - die Ausgaben für Rüstung (milit. Beschaffungen) werden im Bw-Plan 2006 abgesenkt, ab 2007 jährlich um rund 350 Mio. EUR.

In der “Zusammenfassung” urteilt der 2006er Erlass selbst (S. 42):

  • “Der vorliegende BwPlan 2006 setzt die Transformation in Richtung des übergeordneten Zieles einer verbesserten Einsatzfähigkeit der Bundeswehr fort, wenngleich gegenüber dem BwPlan 2005 eine verminderte Dynamik zu verzeichnen ist.

    ... beruht auf der Erwartung eines steigenden Plafonds, der sich am 37. Finanzplan orientiert.” (also nicht am derzeit gültigen 38. Fipl.!)

{Die Wirklichkeit ist leider nie so dynamisch wie die Planung}

 

Rüstungs-Trends: Yoda

25. April 2005

Für echte Rechenkünstler haben wir feinsten Daten-Salat:

In der unendlichen Debatte der “Joint”-Brüder aus den Teilstreitkräften helfen die Daten vielleicht doch nicht richtig - (siehe “Episode II”, vor allem “Clone Wars”).

{Meister Yoda ist mit Dir - die MACHT kommt auf Dein Handy}

 

MEADS-Deal: dud ( + Nachtrag 25. April)

22. April 2005

Mit liebem Dank verbunden können wir heute darstellen, was wir vormals vermutet haben:
Die “Einkünfte” der GRUENEN für ihre Zustimmung zu MEADS:

  • Der “Ressortkreis Zivile Krisenprävention” (eigentlich in der Zuständigkeit des Auswärtigen Amtes) erhält aus dem Einzelplan 14 (BMVg) 10 Mio. EUR;
     
  • Die für den schamhaft “Unterstützungs-Hubschrauber” genannten TIGER vorgesehene Panzerabwehr-Rakete PARS III LR (lLong Range) wird beschaffungstechnisch in die nächste Legislatur-Periode (ab 2007) verschoben;
     
  • Der von den Zahlen her massive Vorrat an Panzer-Abwehrminen wird um 50 % reduziert (sie haben alle einen Selbstzerlegungs-Mechanismus, < 90 min.);
     
  • Das wahre Knallbonbon ist:
    Die Bundeswehr wird jede Art von Streu-Munition ohne Selbstzerlegungs-Mechanismus abschaffen, die eine mehr als 1%ige Blindgänger-Rate (englisch. dud) hat.

Weil wir, was den letzten Listenpunkt angeht, selbst noch ein “dud” sind, ist uns ein neues Recherche-Feld aufgewachsen: Welche Bw-Munition fällt unter die Knallbonbon-Formel? Vielleicht gibt es ja sachkundige Zeitgenossen, die uns Nachhilfe-Unterricht erteilen; einen kennen wir schon. Und wer das Kürzel MLRS kennt und unter
http://www.globalsecurity.org/military/systems/munitions/mlrs-g.htm
bis zum Ende durchliest, wird wenigstens das Bw-MLRS schon segeln sehen; es hat keine 1%-dud.

Mit der gebotenen Vorsicht behaupten wir, dass dieses Thema die MEADS-Nachfolge antritt.

{Wann trifft eine durchs Dorf getriebene Sau einen Blindgänger?}

Nachtrag vom 25. April 2005:

Zu der Frage der Landminen und Streu-Munition heisst es in der schriftlichen Vereinbarung des Meads-Deals zwischen Verteidigungsministerium und Bündnis 90/Die GRÜNEN vom 14.4.05:

  • “Der Antifahrzeugminenbestand der Bundeswehr wird im Laufe der nächsten Jahre um mehr als 50 % (oder um fast 700.000 Stück) reduziert.
    - Die MIFF- und MUSPA-Minen der Luftwaffe sollen mit der Außerdienststellung des Tornado zwischen 2013 - 2015 abgeschafft werden. Da diese Teilfähigkeit damit ausläuft, stellt sich die Frage nach einer früheren Ausserdienststellung dieser Minentypen. Hieran besteht auf Seiten der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen ein ausdrückliches Interesse. Die Möglichkeit wird angestrebt.
    Beim Heer wird über die bisherigen Planungen hinaus (z.B. Ausphasung der DM 21 bis 2007) der große Bestand an AT 2 (mit Wirkzeitbegrenzung) bis 2010 ungefähr halbiert.

    Von der Streumunition der Luftwaffe wird weiter ausgesondert BL-755 entsprechend den vorhandenen Vernichtungskapazitäten. MW 1 mit Submunition mit Selbstzerlegungsmechanismus und Blindgängerquote <1% wird mit Ausphasung des Tornado ausgemustert.
    Bei der Streumunition werden ausgesondert und nicht umgerüstet DM 602 und 612 (Panzerhaubitze) bis 2010. Übrig bleiben die Bestände DM 632, DM 642, DM 652 mit Selbstzerlegungsmechanismus und Blindgängerquote <1%.
    Der Ersatz der M 26 (MARS) hängt ab von den finanziellen Voraussetzungen.”

Den Parteirats-Beschluss der GRÜNEN zu MEADS vom 18. April findet man unter
http://www.gruene-partei.de/cms/gruene_work/dokbin/65/65893.pdf

{Auch Mienen hängen von finanziellen Voraussetzungen ab}

 

MEADS: Hurrah

18. April 2005

Für den 20. April darf man nun wohl erwarten, dass der Haushaltsausschuss des Deutschen Bundestages die Entwicklung des Flugabwehr-Projekts MEADS durchwinkt, so jedenfalls SPIEGEL-Online am 16. April.

Trotzdem müssen wir unsere Nachlässigkeit ausräumen und auf die Verbindungen hinweisen, die den Zugang zu den MEADS-Kritiken ermöglichen, die bei der HSFK-Veranstaltung am 11. April in Berlin vorgelegt wurden:

Auch der Bundesrechnungshof (BRH) hat sich nochmals bemüht. Zu der Stellungnahme des Verteidigungsministeriums zum BRH-Bericht vom 1. März hat er am 8. April nochmals “Anmerkungen” zur Stellungnahme des BMVg vom 9. März verfasst; alle drei Texte sind auf 30 Seiten schön nebeneinander gestellt. Natürlich bleibt der BRH mit dem BMVg verhakelt; nur absolute Katzenfreunde werden bei dem als Verschluss-Sache eingestuften Papier, dem der Copyright-Hinweis fehlt, noch schnurren.

Ein Paukenschlag steht noch aus; er findet ab morgen in Bonn statt: Die Studiengesellschaft der “Deutschen Gesellschaft für Wehrtechnik” (DWT) hat ihr zweitägiges Forum zum Thema “ELV - Erweiterte Luftverteidigung” glücklich terminiert: 21 (!) direkt verantwortliche Fach-Referenten aus dem militärischen und Industrie-Bereich werden alles vortragen, was man schon immer über ELV wissen wollte, sich aber nie zu fragen getraut hat - wir berichten.

{Das letzte Hurrah ist wirklich sehr nah}

 

IED: Hilfe

12. April 2005

Wer sich den Bericht von “Voice of America” vom 8. April anschaut,
http://www.voanews.com/english/US-Seeks-New-Ways-To-Fight-Roadside-Bombs-in-Iraq-and- Afghanistan.cfm

wird feststellen, dass

  • die U.S.-Streitkräfte ungefähr die Hälfte ihrer Toten im Kampf gegen die Ex-Baathisten durch “Improvised Explosive Devices” (IED, auch “Roadside Bombs” genannt) verursacht wurden;
     
  • die U.S.-Army derzeit über ein Budget von 1,6 Mrd. (!) USD verfügt, um dieses Problem anzugehen,
     
  • und inzwischen 818 Vorschläge dafür eingegangen sind, die nun zu bearbeitet werden.

Man wird ja wohl in Deutschland nicht so weit gehen wollen, das IED-Problem für die Bundeswehr zu negieren. Nun bräuchte man kenntnisreiche Geister, die einem für die Darstellung der Sachlage hier mit Informationen helfen (Schutz ist gesichert).

{Wir bitten um Hilfe - es ist ein lohnendes Ziel}

 

Op-ed: MEADS

11. April 2005

Heute werden die Raketen-Kritiker um Bernd Kubbig (HSFK) ihre wohl vorerst letzte Abfang-Übung in Berlin leisten und die Abstimmung im Haushaltsausschuss des Deutschen Bundestages ist für den 13. April angesetzt. Das Projekt hat sich in das Parallel-Universum der Regierungs-Spitze abgesetzt, wo nur noch die NRW-Wahl die entscheidende Rolle spielt. Wer weiss da sicher, von welcher Weisheit das 40-Jahre-Projekt MEADS gelenkt wird?

Wer gern auch mal selber stammtischmässig entscheiden will, dem empfehlen wir unsere Entscheidungsmatrix: Falls das erste NEIN fällt, sollte der Lese-Vorgang ohne Verzug abgebrochen werden:

  • Soll die deutsche Verteidigungspolitik an ihren eingegangenen Zusagen gegenüber NATO und der ESVP festhalten, auch zu “intensiv” geführten Kriegen ausserhalb Europas einen Beitrag zu dementsprechend geforderten Kernfähigkeiten beizutragen (keine Flugzeugträger!)?
     
  • Soll die bisherige, relativ moderne bodengebundene Luftabwehr der Bundeswehr als eine dieser Kernfähigkeiten langfristig erhalten bleiben?
     
  • Das derzeitige Luftabwehr-System PATRIOT wird das Ende seiner adäquaten Nutzungsdauer (kampfwertgesteigert) um 2020 - 2025 erreichen. Nach bisherigen Erfahrungen in dieser Waffen-Kategorie ist mit etwa 10 Jahren Entwicklungszeit und etwa 5 Jahren Beschaffungszeit zu rechnen, bis das Nachfolgesystem hinreichend einsatzfähig und in ausreichender Menge vorhanden ist. Wird es irgendwann Zeit, sich zu entscheiden?
    (ja, hier klinken Sie sich aus - verschieben bis nach der Landtagswahl 2005,6,7,8?);
     
  • MEADS ist eine billige Lösung. Eine MEADS-Alternative (SAMP/T, von Grund auf neu) würde bedeuten:

    - Es müsste ein völlig neuer Flugkörper mit PAC-3-Performance entwickelt werden; dass wird richtig teuer (MBDA/EADS freut sich drauf);

    - die Waffen-System-Entwicklung von MEADS kostet Deutschland bummelig 1 Mrd. EUR über 9 Jahre; das sind grob 25% der gesamten Entwicklungskosten. Plausibel dürfte sein, dass eine (SAMP/T)-Alternative nicht zum Media-Marktpreis einzutüten ist;

    - während die Belastung des Kapitels 1420 (Wehrtechnische Forschung und Entwicklung) des Verteidigungshaushaltes durch MEADS mit rund 150 Mio. EUR jährlich (von 2007 - 2010) auf gleicher Höhe mit dem Eurofighter derzeit relativ hoch läge, sind die Jahresscheiben für die Beschaffung ab 2015 in der Relation zum gesamten Rüstungstitel/Jahr von rund 5 Mrd. EUR wirklich vernachlässigbar. Lt. Bundeswehrplan 2006 (15-Jahresplanung) erreicht MEADS ab 2012 die Marke von 122 Mio. EUR und steigt bis 2017 auf die Jahresscheibe von 192 Mio. EUR. Damit hält MEADS einen Anteil von rund 4 (vier) Prozent am gesamten Rüstungs-Titel (pro Jahr, Preisstand 2004, grob adäquat zur Ausgabenschichtung in den Dann-Jahren). Wer Beschaffungssummen in Grössenordnungen von 6 - 12 Mrd. EUR nennt, müsste von den 15-Jahresplanern des Generalinspekteurs eine Abmahnung einkalkulieren (wann schiebt uns denn endlich einmal jemand diese 15-Jahres-Rüstungsplanung/in Finanzscheiben für alle Rüstungsprojekte durch - da lachen sich die Siegel-Bewahrer halbtot).

Man kann bei unserer Entscheidungsmatrix auch in den NEIN-Modus wechseln: ein JA führt zum Programm-Absturz:

  • Ich kenne die Bedrohung nach 2020;
     
  • Ich kann die technischen und finanziellen Leistungsparameter von MEADS in 2015 einschätzen und kenne die alternativen Daten der Phantom-Konkurrenz;
     
  • Ich mag den ganzen Kram überhaupt nicht und möcht’ ändlich mei Rua!

{So isszt rächt}

 

MEADS: Ruerrup

4. April 2005

Es ist egal, zu welcher Fraktion in Sachen MEADS (Medium Air Dfense System) gehört - die Osterferien sind zu Ende und Arbeit steht an:

  • Thomas G. Mahnken vom “Center for Strategic and Budgetary Assessments” (Washington D.C.) hat zu einem Teilaspekt der Bedrohungs-Entwicklung, den Marsch-Flugkörpern, eine recht sauber erscheinende Analyse geliefert: http://www.csbaonline.org/4Publications/Archive/R.20050310.CruiseMiss/R.20050310.CruiseMi ss.pdf
     
  • Die Beurteilung einiger Waffenprogramme des U.S.-Rechnungshofes (General Accounting Office - GAO) widmet MEADS zwei Seiten mit guten Daten zur Zeit- und Kostenschiene sowie zum derzeitigen Stand der Technologie-Reife (S. 95 f.):
    http://www.gao.gov/new.items/d05301.pdf
     
  • In einem weiteren Bericht des GAO zum Stand aller U.S.-Projekte des Bereichs Raketenabwehr (S. 120 ff.) findet man zusätzliche Daten, die sich für deutsche Horror-Rechnungen eignen. Beispiel sind die Angaben zu den Lebensdauer-Kosten (Entwicklung 6,4 %, Beschaffung 21,2 %, Betrieb 72,4 %) des PATRIOT/MEADS-Komplexes (48 Feuer-Einheiten): rund 151 Milliarden US$ bis zum Jahr 2048 (das sind 8 komplette Jahreshaushalte des deutschen Verteidigungsministeriums):
    http://www.gao.gov/new.items/d05243.pdf

Da die erste Meads-Feuereinheit für 2015 und für 2017 die “Initial Operational “Capability” (IOC) mit 4 Units von der U.S.-Army geplant ist, hat man für deutsche Lebensdauer-Rechnungen noch etwas Zeit.

{Die Verteidiger mögen kein Rürr-up}

 

MEADS: Schlachtplatte

22. März 2005

Die herbe Kritik des Bundesrechnungshofes zu Fragen des Technologie-Transfers beim Flugabwehr-Raketen-Projekt MEADS hat die getroffene Rüstungsindustrie nun doch nicht absinken lassen. Gestern hat die EADS mit einer zwei-seitigen Presse-Erklärung zurückgeschossen:
http://www.eads.net/frame/lang/de/1024/xml/content/OF00000000400003/2/00/31000002.ht ml

Der Chef der EADS-Division “Defence & Security” (DS), Thomas Enders, designierter Co-CEO des EADS-Konzerns, wird als Kronzeuge zitiert:

  • “Diese Darstellungen (des BRH, d. Verf.) sind irreführend und falsch. Der Technologietransfer war noch nie bei einem transatlantischen Projekt weitergehender als bei MEADS. Wir sind bei allen neu zu entwickelnden Anteilen des Systems gleichberechtigte Partner”;
     
  • “Für die europäische Industrie ist MEADS die Chance, den technologischen Anschluss an die USA zu halten und an der zukünftigen Generation von Luftverteidigungssystemen maßgeblich beteiligt zu sein”;
     
  • Bezogen auf Hochtechnologie-Bereiche wie Systemtechnik, Radar-Technologie und Kampfführungs-Software meint Enders:
    “Das sind technologische Kompetenzen, mit denen wir uns absolut auf Augenhöhe mit den USA befinden”.

Alle MEADS-Krieger haben noch bis zum 25. April 2005 Zeit, zu einer Entscheidung zu kommen. Diese letztgültige Frist haben die Amerikaner gesetzt, die schon mit der italienischen Administration Notfall-Pläne besprochen haben. So verbleiben der 13. oder der 20. April als Entscheidungstage des Haushalts-Ausschusses des Bundestages. Die Termine liegen erkennbar vor dem 22. Mai, der NRW-Schlacht.

{Bestellen wir die “Schlachtplatte”?}

 

MEADS: grünes Blechdach

18. März 2005

Mehr kann man sich zum Wochende eigentlich nicht wünschen: Es gibt wieder 15 Seiten Stoff zum Thema MEADS, diesmal von Tom Bielefeld, stellvertretender Leiter des neugegründeten “Bremer Institut(s) für Technologie und Gesellschaft”:
http://www.bitg.de/dateien/Bielefeld-MEADS2005.pdf

Wer Tom Bielefelds Beitrag mit sachdienlichen Hinweisen toppen möchte, sollte diese nicht auf Polizeidienststellen, sondern bei uns abliefern. Irgendwann lohnt es sich wahrscheinlich, einen MEADS-Club zu gründen. Wappentier wird “Fritz, the cat” von den Bremer Stadtmusikanten; das Verbandsabzeichen zeigt ihn mit elektrisiertem Fell. Ist die Internetadresse mietz.edu schon vergeben?

Zuletzt geben wir eine Empfehlung des Autors weiter: www.nti.org.

Damit dürfte einem schönen Wochenende nichts mehr im Wege stehen - so gewünscht!

{MEADS ist die grüne Katze auf dem heissen Blechdach, heisst aber nicht Claudia!}

 

Technologie-Transfer: BRH-Wind

10. März 2005

Dem Bundesrechnungshof (BRH) würde die interessierte Öffentlichkeit wieder einen Zuwachs an Erkenntnis danken, wenn da nicht sein Copyright und die wohl höheren Ortes verfügte “Geheimhaltung” (VS - Nichts für Dich) verfügt werden würde.

Mit Datum vom 3.3.2005 hat man dem Haushaltsausschuss des Deutschen Bundestages die 34-seitige Drucksache 2896 zugesandt, die zum Thema MEADS berichtet.

Die allgemeinen Vorschläge sind plausibel, lassen allerdings verschwörungs-theoretisch vermuten, dass die Arbeitsebene des Ministeriums entweder im Sinne des vorauseilenden Gehorsams oder per informeller Weisung daran gehindert wird, in Beschaffungsvorlagen alle Informationen so spezifiziert einzuschreiben, wie es sich eigentlich gehört.

Nur wer bis zur letzten Seite liest, findet die wirkliche Bombe, die der BRH an den für die MEADS-Begründung tragenden Stützpfeiler vom “transatlantischen Transfer von Hochtechnologie” gelegt hat:

  • “Nach der Neuorientierung im Vorhaben ist jedoch mittlerweile - statt einer gemeinsamen Entwicklung und Produktion des Gesamtsystems - der Kauf von wichtigen Hauptkomponenten oder Bauteilen vorgesehen. Mit der Entscheidung, den von den Vereinigten Staaten entwickelten PATRIOT-Flugkörper PAC-3, Teile der Feuerleit- und Suchradare sowie Komponenten aus anderen US-Programmen für die Führungsinformationssysteme zu übernehmen, bestehen Beteiligungsmöglichkeiten für die europäische Industrie nur bei Bauteilen des Feuerleitradars MFCR (T/R-Modul), den Startanlagen und nationalen Fernmeldeeinrichtungen. Hinzu kommen erhebliche Sicherheitsrestriktionen, auf denen die Vereinigten Staaten laut Anhang C - MEADS technologiefreigabevereinbarung (MTRA) - der Regierungsvereinbarung bestehen.

    Zur Entwicklung des Multifunktionsradars (MFCR) stellen die Vereinigten Staaten z.B. keine als US-Verschlusssache eingestufte Technologie und zugehörige Information für die MFCR-Software zur Verfügung (MFCR-Erfassung und Zielverfolgung, Signalverarbeitung, Radarkontrolle, CDI-Komponente und Elektronische Schutzmassnahmen). Weiterhin obliegen der Software-Build-Prozess, die Software-Integration und die Software-Prüfung sowie die Prozessorgruppenintegration allein der US-Firma, obenso die Hardware-Integration der MFCR-Prozessorgruppe. Bei den MFCR-Sende/Empfangselementen ist eine gemeinsame Entwicklung der US- mit den europäischen Firmen ausdrücklich ausgeschlossen und die MFCR-Steuerstufe wird von den Vereinigten Staaten ohne Offenlegung entwickelt und geliefert.

    Zum Flugkörper PAC-3 stellen die Vereinigten Staaten keine Hintergrundinformation zur Lenkprozessoreinheit, zum Suchkopf-Quellcode, zu Algorithmen oder zur Funktionsweise des Suchkopfes nach Beginn der Suchfunktion (Direkttrefferfähigkeit) bereit, auch nicht die Simulatoren betreffend. PAC-3-Telemetrie-Rohdaten einschliesslich ihrer Übersetzung in Flugkörperstatus- und -betriebsmerkmale werden ebenfalls nicht zur Verfügung gestellt.”

Wenn sich nach dieser Lektüre die erste emotionale Bombenstimmung etwas gelegt hat und das Gehirn die Arbeit wieder aufnimmt, kommen Fragen im etc.-Sinne auf:

  • Ist die “letzte” deutsch-amerikanische Rüstungskooperation damit die allerletzte?
     
  • Ergibt sich politischer Handlungsbedarf (national, europäisch), mit der U.S.-Administration eine strategische Klärung in Sachen Technologie-Transfer herbeizuführen?
     
  • Wie beurteilt die betroffene Industrie die operativen Auswirkungen des “MEADS-Modells” und welche strategischen Folgerungen ergeben sich daraus?
     
  • Verlässt man als Auftraggeber auch bei komplexen Systemen den Pfad der Entwicklungs-Finanzierung (und damit heimischen Technologie-Subvention) und kauft als Kunde auf dem international wettbewerbenden Markt (bzw. CPM)?
     
  • Welche Technologie-Lücken gibt es wirklich? Welche Bedeutung hätten sie?

{Fragen kostet nichts, man bleibt dumm und der Wind weiss die Antwort}

 

MEADS: 2050

9. März 2004

Zum Thema “Medium Extended Air Defense System” (MEADS) gibt es schon wieder Stoff für die Kriegsbericht-Erstattung: Die bei der Hessischen Stiftung für Friedens- und Konfliktforschung angesiedelten Kritiker unter Führung von Bernd W. Kubbig haben eine “Handreichung für Entscheidungsträger und Journalisten” verfasst, die von Aufmachung und Inhalt her auf die augenscheinlich vermuteten geistigen Kernfähigkeiten der Zielgruppe abgestimmt ist:
http://www.hsfk.de/abm/forum/pdfs/meads.pdf

Unsere “Handreichung” enthält Fragen, die man sich selber beantworten sollte. Zwingende Vorgabe ist aber immer der Zeitrahmen: bis zum Jahr 2050:

  • Existiert das Problem der militärischen Teil-Fähigkeit der bodengebundenen Abwehr gegen aus der Luft angreifenden Objekte, bezogen auf jeweilige Reichweiten der Systeme und deren Einsatz-Szenare?

    - Wesentliche Frage dazu ist die Einschätzung der Entwicklung der Bedrohung und der entsprechenden Militär-Technologie - 2010 bis 2020;
     
  • Die bei der Bundeswehr vorhandene Luftabwehr-Fähigkeit, die ein bestimmtes Spektrum abdeckt, ist durch das System PATRIOT abgedeckt.
    - Bis wann ist das System bedrohungsgerecht?
    - Bis wann ist das System modernisierbar? Bis 2050?
     
  • Ist es richtig, dass die Entwicklung eines komplexen Waffensystems 5 -10 Jahre dauert, die Beschaffung bis zum Erreichen einer mittleren Einsatzfähigkeit nochmals etwa 5 Jahre vergehen und die Verwendungsdauer incl. Kampfwert-Steigerungen nochmals 20 bis 30 Jahre beträgt? Erscheinen parallel zur Entwicklung irgendwelcher Waffensysteme bereits neue Technologien, deren Umsetzung zu einem Waffensystem ebenfalls in Jahrzehnt-Kategorien zu denken ist?
     
  • Entstehen Fragen, falls man MEADS ablehnt? z.B.:

    - Kampfwert-Steigerung der PATRIOT?
    - Gibt es einen durch die Entwicklungszeit von Waffensystemen bedingten Entscheidungsvorlauf von ca. 10 Jahren, der die Entscheidungsträger zwingt, heute oder morgen über die Entwicklungs-Teilhabe Deutschlands für eine PATRIOT-Nachfolge zu entscheiden, z.B. mit der MBDA (SAM PT)? Was kostet das?
    - Oder kauft man ab 2020 irgend ein System auf dem Markt? Was kostet das finanziell, technologisch und in Hinscht auf den Rückfluss von Geldern?
    - Oder entscheidet man sich für gar nichts? Sollte man das auch sagen?

Wir bewundern jene Zeitgenossen, die auf das 2050-Spektrum der MIETZ-Frage alle Antworten parat haben und diese dann auch noch so intellektuell redlich und fair verpacken.
P.S.: Wir geben zu, dass wir dies nur geschrieben haben, weil es uns um das “Firmenwohl (v.a. EADS/DIEHL)” (vgl. unsere Banner-Werbung) und das “Anschlussprojekt für (die) Luftwaffe” geht (siehe S. 20 der Handreichung, die einzigen Pro-Argumente für MEADS).

{Wenn die Mietze überfahren wird, kaufen wir uns eine neue - oder nicht?}

 

Heeres-Bedarf: (h)arm

8. März 2005

Wer sich um das Leben und die Unversehrtheit der Soldaten des Deutschen Heeres sorgt, sollte sich mit dem beschäftigen, was John Pike auf seiner Favoriten-Website für die amerikanischen Kameraden als Referenz-Modell vorexerziert:
http://www.globalsecurity.org/military/systems/ground/an-vlq-9.htm

Wenn Planung die Vorwegnahme von in der Zukunft eintretenden Ereignissen ist - und nicht der Ersatz des Zufalls durch Irrtum -, müsste bei der durchschnittlichen Laufzeit des sog. “Einsatzbedingten Sonderbedarfs” (ESB) von 100 bis 200 Tagen und der hohen Wahrscheinlichkeit des Eskalations-Risikos bei Stabilisierungs-Einsätzen z.B. in Afghanistan Handlungsbedarf gegeben sein.

Wer immer als helfender Netzwerker sachdienliche Hinweise zum Thema hat, ist herzlich eingeladen, die Einsichten zu vermehren.

{Es gibt auch MEADS für den armen Soldaten}

 

MEADS: Warm up

4. März 2005

Sorry, man wird die Geduld mit dem streunenden Kater MEADS nicht so schnell aufgeben dürfen. Jetzt hat der hochrangige GRÜNE/MdB Winfried Nachtwei ein 7-Seiten-Papier ins Internet gestellt, was man auch lesen muss:
http://www.nachtwei.de/downloads/position/MEADS_info_20050228.pdf

Der sicherheitspolitische Sprecher der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN

  • hat “erhebliche Skepsis gegenüber dem milliardenschweren Vorhaben”,
  • berichtet von augenscheinlich erheblichem Basis-Druck der “Grüne Jugend”, einzelnen Landesverbänden und des Fachbereichs Aussenpolitik;
  • stellt fest, dass “in Zeiten besonders knapper Kassen ... die Anforderungen an die Begründung eines solchen Projekts zwangsläufig auch besonders hoch” sind;
  • hebt einerseits durch Fettdruck hervor, dass es um die Entscheidung zur Entwicklung von MEADS geht, schreibt aber wenige Zeilen später:
    “Eine Entscheidung für die Entwicklung wäre, sofern im MOU nichts anderes vereinbart ist, auch eine Vorentscheidung für die Beschaffung”;
  • schreibt von 300 PAC-3-Flugkörpern für die Kampfwert-Steigerung von PATRIOT, obwohl dafür nur 72 vorgesehen sind;
  • hakt sich krickelig bei den Kritikern unter, die von Beschaffungskosten von bis zu 12 Mrd. EUR unken;
  • lässt sein Papier sybillinisch ausklingen mit der Forderung, dass die Bundeswehrsoldaten “Anspruch auf bestmöglichen Schutz haben”, was sich teuer anhört.

Als Randbemerkung sei uns der Hinweis auf die Berichterstattung bei SPIEGEL Online (“Rot-Grün streitet über Raketenabwehr”, 3.3.05, mit Bezug zur “Welt”) gestattet: Die dort aus dem Nachtwei-Papier angeführten, auf eine eindeutige Ablehnung hinweisenden, Zitate (“nicht empfehlen”, “sicherheitspolitisch keineswegs vordringlich oder unverzichtbar”) haben wir im o. a. Nachtwei-pdf. nicht gefunden. Aber vielleicht klärt uns ja ein Eingeweihter auf (siehe Nachtrag).

Wie dem auch sei:

  • Am 7. 3. 2005 wird unter der Führung von MEADS-Kritiker Bernd W. Kubbig (HSFK) und General a.D. Hermann Hagena (anti) eine “im Für-und-Wider-Duktus” angestrebte Präsentation in der Hessischen Landesvertretung in Berlin von 11 - 14 Uhr stattfinden (die Pro-Diskutanten sind noch nicht bekannt);
     
  • Am 8. 3. 2005 werden sich im “Paul-Löbe-Haus” die roten und grünen Parlamentarier “fraktionsoffen” einfinden können, um von 13 - 14.30 Uhr mit Verteidigungsminister Peter Struck über MEADS zu diskutieren.

Über die MEADS-Medien-Performance kann man nicht so sehr klagen. Vor der Werbe-Pause pflegt man im TV zu flüstern: “Bleiben Sie bei uns”.

{Larry King sagt nach mehr als 40.000 Interviews: “I’m just warm’n up”}

Nachtrag vom 8. 3. 2005:

Ein Eingeweihter hat uns geholfen: MdB Winfried Nachtwei hat einen 13-seitigen MEADS-Bericht an seinen Fraktionsvorstand versandt. Demnach kann er den “Einstieg in die MEADS-Entwicklung unter den gegenwärtigen sicherheits- und haushaltspolitischen Rahmenbedingungen und Prioritätensetzungen nicht empfehlen”. Wer brav bei MdB Nachtwei nachfragt, wird das pdf. sicherlich unter dem Ladentisch bekommen; offiziell möchten wir uns an die Copyright-Regeln halten.

 

METEOR: Sprengversuch

3. März 2005

Im deutschen Verteidigungsministerium als Kunde staut sich gegenüber dem europäischen Hoflieferanten für Flugkörper, der MBDA (37,5 % BAE Systems, 37,5 % EADS, 25 % Finmeccanica), Verärgerung auf. Grund ist die Entwicklung der Lage bezüglich der Integration des weitreichenden Luft/Luft-Flugkörpers METEOR
http://www.mbda.net/site/FO/scripts/siteFO_contenu.php?lang=EN&noeu_id=123
in das Waffensystem EUROFIGHTER (EF 2000, Typhoon).

Im Januar 2003 hatte die Entwicklung des ca. 100 km weit reichenden Flugkörpers begonnen, der die Eurofighter-Nationen (UK, I D), Frankreich (für die Rafale) und Schweden (Gripen) 1 Mrd. EUR kostet (die Entwicklungskosten incl. aller Integrationsleistungen belaufen sich auf 1,86 Mrd. EUR). Am 3. Oktober 2003 verkündete die MBDA den Beginn der Integrations-Arbeiten und den Abschluss der entsprechenden Verträge mit SAAB, Dassault und Eurofighter GmbH. Sie hatte zwar bereits im April ein entsprechendes Festpreis-Angebot über 485 Mio. EUR (D-Anteil 146 Mio. EUR) an die MBDA gerichtet, hat aber seitdem nur Streit über die Risiko-Verteilung mit dem FK-Hersteller. Während die MBDA die sog. Beistell-Leistungen der Eurofighter GmbH reklamiert, vermuten Experten, dass die MBDA sich wegen Entwicklungsproblemen aus der Festpreis-Klammer des Vertrages lösen will.

Jedenfalls fordert die MBDA, unterstützt vom unter britischer Leitung stehenden “International Joint Programe Office” (IJPO), seit Ende 2004 eine “Neuausrichtung” (realignment) des EF2000/METEOR-Vorhabens; den Festkostenrahmen des METEOR-Vertrages würde das allerdings mit zusätzlichen 70 - 90 Mio. EUR überschreiten. Der METEOR-Lenkungsausschuss hat diesen Sprengversuch in einer Sondersitzung am 27.1.2005 vorerst abgeblockt.

Da der EF2000-Integrationsvertrag für die Beschlussfassung im Haushaltsausschuss des Bundestages nach der Jahresmitte 2005 vorgesehen ist, soll die britische Politik nun die Initiative ergreifen und die Rüstungsdirektoren der EF2000-Nationen auf den Plan rufen, damit der Zeit- und Kostenrahmen eingehalten wird. Weil für 2006 die ersten Probeschüsse geplant sind, drängt die Zeit eigentlich. Andererseits ist das Ende der Entwicklung des Meteor auf 2010 terminiert.

{Meteore verglühen oder schlagen im Haushalt ein}

 

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