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R ü s t u n g   2 0 0 4

 

 

MEADS/HSFK: Geiz

23. Dezember 2004

Bereits vorgestern hat Privatdozent Dr. Bernd W. Kubbig, Projektleiter “Raketenabwehrforschung International” der HSFK (Hessische Stiftung für Friedens- und Konfliktforschung), der Medien-Welt in Berlin seine grob 80-seitige Studie zum Bw-Raketenabwehrprojekt MEADS (Medium Extended Air Defense System) vorgestellt:
http://www.hsfk.de/abm/bulletin/pdfs/kubbig9.pdf

Neben vielen einzelnen Kritiken ragt eine massive Anklage hervor: Die Parlamentarier (des Verteidigungsausschusses) hätten sich ihr Votum vom Führungsstab der Luftwaffe (Fü L) schreiben lassen, was sicher richtig ist.

Rein formal hat die rot-grüne Regierungs-Mehrheit bis März 2005 Zeit, einen Haushalts-wirksamen Beschluss herbeizuführen. Ob der “Aufschrei” der HSFK für die Entwicklung einer Medien-Front reicht, bleibt abzuwarten.

Unterm 2004-Tannenbaum liegend meinen wir:

  • Die MEADS-Debatte hat ihr Momentum noch nicht erreicht;
     
  • Privat-Dozent Kubbig liegt strategisch daneben, wenn er die Finanzierbarkeit von MEADS anzweifelt. Richtig ist, dass jedes System prioritär finanzierbar ist. Logisch folgt aber, dass damit andere Systeme, die - und da wäre der Nachweis zu führen - “wichtiger” sind, entweder ganz - oder auf der Zeitschiene unendlich - teilweise entfallen.
     
  • Weil wir bisher nur die “Zusammenfassung” (S. I - VII) und die “Zusammenfassung und Empfehlungen” (S. 60 ff.) gelesen haben, wissen wir nicht, in wieweit die HSFK-Studie das Phänomen des “level of ambition” erfasst hat. Man frage sich selbst, welche Ambitionen man hat. Die Deutsche Luftwaffe (Fü L) hat jedenfalls die Ambition, in dem ganz speziellen Sektor “Raketen-Luftabwehr im Reichweiten-Sektor bis 1.000 km für Interventions-Streitkräfte” sehr propietär vertreten zu sein, um in der NATO dann auch die entsprechenden Dienstposten verlangen zu können (die sind wirklich hochdotiert!). Leider wird immer wieder vergessen, dass der Generalinspekteur der Bundeswehr der Verantwortliche für die Stimmigkeit des Bw-Gesamtkonzeptes ist.
     
  • In den Begründungen wird man sicher auch den Technologie-Aspekt finden:
    MEADS ist auf der Technologie-Schiene sicher kein Treiber für kommerzielle Anwendungen. Was ist aber, wenn man den Technologie-Anschluss auf der militärischen Ebene der Raketenabwehr verliert? Diese Frage reicht bis in die (nationale) Konkurrenz zur französischen Tech-Kapazität bei der MBDA, die mit SAMPT ihren Horizont sucht, sogar den Blick über den Rhein.

Man kann von Büchsenspannern (Vorlagen-Schreibern) nicht verlangen, dass sie den Leser nicht gleich, und ganz brutal, auf den entscheidenden Punkt führen; man schiesst Feuerwerk auf allen Feldern.  Noch weniger sollen diese Kameraden verraten, was man wirklich im Sinn hat (wie kann man kostenlos seine strategische Intelligenz verraten?).

{Geiz wird auch von Intelligenz-Strategen bevorzugt}

 

Global Hawk: Ahnung

14. Dezember 2004

Eigentlich müsste in diesen Tagen die NATO über eines ihrer wichtigsten Gemeinschafts-Projekte, das “Allied Ground Surveillance” (AGS), entscheiden: Nach 2010 soll ein Mix aus bemannten Boden-Radar-Flugzeugen vom Typ Airbus und unbemannten Aufklärungs-Drohnen des Typs Global Hawk die Sicht des Feldherrnhügels erweitern.

Weniger die NATO wird den Bericht des amerikanischen Bundesrechnungshofes GAO (General Accounting Office) über das System Global Hawk fürchten müssen, denn sie hat einen Festpreis für ihr AGS-Projekt ausgelobt (ca. 4,8 Mrd. USD, ohne den Radar-Preis von ca. 1,5 Mrd. USD). Eher die EADS wird ihren U.S.-Co-Partner Northrop Grumman (und Global Hawk-Produzenten) fragen, wie man denn den vor Monaten bei der NATO im AGS-Ausschuss gewonnenen Tips-Auftrag noch profitabel gestalten kann:
http://www.gao.gov/new.items/d056.pdf

Das GAO stellt für den Global Hawk aufgrund

  • des Modellwechsels von Typ RQ 4A auf RQ 4B (nur 10% der Bauteile sind gleich),
  • der erheblichen zeitlichen Verkürzung von Entwicklung und Beschaffung,

Kostensteigerungen von 44 % fest (siehe Tabelle S. 16 des pdf.). Gleichzeitig kann man aus den Angaben dieser Tabelle auch grob den Kosten-Anteil des unbemannten AGS-Plans errechnen:

  • Wenn für die U.S. Luftwaffe Programm-Kosten von 6,280 Mrd. USD bei der Beschaffung von 51 Hawks und 10 Bodenstationen entstehen,
     
  • darf man für das NATO-AGS-Projekt ein Fünftel kalkulieren: 10 Vehikel und 2 Boden-Stationen: ein Fünftel der Kosten wären 1,256 Mrd. USD.

Einverstanden: Mit solcher Tischrechnerei kann man nicht viel anfangen. Aber sie reichen immerhin für die Nährung einer aufkommenden Ahnung, dass das Thema AGS erst am Anfang seiner Spannung ist, und die finanziellen Belastungen des Verteidigungshaushaltes sowie die parlamentarische Behandlung ihr übriges tun werden. Ausserdem sehnt man sich als NATO-Bürger nach ganz konkreten Zahlen, Daten und Fakten; eigentlich sind die Mitglieds-Staaten ihren Untertanen schuldig, was sie denn mit Steuergeldern in Sachen “Bodenbetrachtung” so alles zu tun gedenken.

{Merke: Falken betrachten den Boden ganz anders}

 

BDLI: Drei Finger

8. Dezember 2004

Der “Bundesverband der Deutschen Luft- und Raumfahrtindustrie” (BDLI) hat mit seinem gestrigen 2. Wehrtechnik-Symposium in Bonn die Fan-Gemeinde aus Industrie, Politik und Militär vier Stunden zugetextet. Zwölf Diskutanten plus Einführer, Moderatoren und Zusammenfasser aus besten Kreisen haben (bekannte) grosse und kleine Visionen beigesteuert, wieder strategische Forderungen zuhauf gestapelt, die sich nach ihrer Umsetzung sehnen, es wegen der fehlenden Kern-Ressourcen aber höchstens in den Dateien-Keller schaffen:

  • Heimlicher Star war Francois Lureau, Chef der französischen Rüstungsbehörde DGA. Niemand wird ihm vorwerfen können, dass er nicht viel liebes zur transatlantischen Kooperation eingeflochten hat. Aber die strategischen Ziele der französischen Rüstungspolitik (Autonomie und Wettbewerb, letzteres nicht so ernst zu nehmen) waren unverfälscht:
    - unser Handlungsrahmen ist die EU;
    - es gibt zwar eine Forschungs- und Technologie-Kooperation aus der EU mit den U.S.A., aber nicht umgekehrt;
    - eine rüstungs-industrielle Integration zwischen EU und U.S.A. ist nicht möglich (siehe BAE Systems).
     
  • General Harald Kujat, Chairman des Military Committee der NATO, bot mit seiner ersten These (vielleicht unfreiwillig) den besten Beweis für den Niedergang der Relevanz der NATO:
    Es gäbe eine transatlantische Werte-Gemeinschaft, aber
    - keine gemeinsamen Interessen zwischen den Atlantik-Küsten und
    - keine gemeinsame Wahrnehmung der Bedrohung.

    Auch mit der Feststellung der französischen Verteidigungsministerin Alliot-Marie, dass die europäische Verteidigungsfähigkeit eine Realität sei, mag sich der im Sommer 2005 in Pension gehende Viersterner (und privater Pferde-Flüsterer) nicht anfreunden.
     
  • Dr. Thomas Enders, Chef der Militär-Division der EADS,
    - ist sich nicht sicher, ob der von den U.S.A. verfolgte Weg der Rüstungskooperation mit den einzelnen europäischen Nationalstaaten (“Declaration of Principles”, DTSI) richtig ist (sicher aus europäischer Sicht);
    - möchte die (früher erfolgreiche) deutsch-französische Rüstungszusammenarbeit wiederbeleben, zusammen mit den Briten natürlich;
    - stellt in den (wichtigen) Gebieten C3I (Command, Control, Computer, Information) und UAV (Unbemannte Fluggeräte) eine Entwicklung in unterschiedliche Richtungen fest.
     
  • Der Inspekteur der Luftwaffe, Generalleutnant Klaus-Peter Sieglitz, nutzte seinen Auftritt zu einem verdeckten Grossangriff gegen die versammelte Industrie, sprich EADS:
    Die “grösste Herausforderung” (sprich Problem) sei der Zulauf “funktionierender Waffensysteme”. Unsere Nachbereitung auf der Sach-Ebene ergab: “Die” Luftwaffe stösst sich nicht an den “üblichen” Komplex-Problemen der Hoch-Technologie, sondern an “handwerklichen Fehlern” (Aua)
     
  • In etwas bleibender Erinnerung wird der Gästeschar allerdings Georg Wilhelm Adamowitsch haften, Staatssekretär im Bundesministerium für Wirtschaft und Arbeit, in “Nebenfunktion” direkt zuständig für die Werftenpolitik. Als Einziger trug er seine acht Thesen zur wehrtechnischen Industrie “Power-Point-unterstützt” vor (!). Deren Kernpunkt war - nebenbei durchziehendes Motto des BDLI-Symposiums - die Wiedergeburt der Entdeckung des nationalen Interesses, der deutschen Startpositionen für die Selbstbehauptung, des “Standortes Deutschland”(!). Beachtlich und erfrischend war:

    - Die französische und die deutsche (militärische) Werften-”Landschaft passen nicht zusammen (Deutschland hat bei U-Booten einen Weltmarkt-Anteil von 70%, bei Überwasser-Kampfschiffen 60%);

    - Die Heeres-Techniker müssen erkennen, dass sie zusammenkommen müssen; andernfalls will man etwas machtvoll nachhelfen;

    - Die erzeugte Nachdenklichkeit in Sachen Forschung und Entwicklung beim gelernten Landschafts-Architekten Adamowitsch sollten WT-Strategen umgehend nutzen;

    - Bombastisch war Adamowitsch’ Kritik der “Lobby”-Arbeit der Rüstungsindustrie (die drastische Passage, die benannte Print-Kollegen betraf, scheren wir im Kopf). Noch treffender war der Vorwurf, die Wehrtechnik-Industrie erscheine erst lobbyistisch auf der Politik-Bühne, wenn der Auftrag schon anderweitig vergeben worden sei. Adamowitsch rät: Man solle doch bitte rechtzeitig (zu ihm) kommen.

Zugegeben: Es gab auch ein gutes Abendessen in der Godesberger “Redoute”. Während des Essens ahnte man aber schon, dass man das Gebotene auch alles verdauen müsste.

{Der Darm hat 12 Finger, der Kopf höchstens drei}

 

A400M: 12 %

6. Dezember 2004

Der Nikolaus-Tag bringt es mit sich, dass einem allerhand in die Schuhe geschoben werden kann. Die Freunde des irgendwann nach 2008 einfliegenden Militär-Transporters A400M werden eher Kuckucks-Eier entdecken denn Spuren wohlriechenden Rehdungs:

  • Dass die A400M auf den auf 1.000 Einheiten geschätzten (mil.) Transporter-Weltmarkt wegen des zu hohen Preises nicht als exportfähig eingeschätzt wird, ist so neu nicht;
     
  • dass innerhalb des Befehlsstranges der Airbus-Hierachie gilt, dass erst
    - die A380-Personal-Version,
    - dann die A380-Fracht-Version,
    - dann die neue A350-Version,
    - und danach erst der A400M-Transporter
    mit Ingenieurs-Kapazität beliefert werden;
     
  • dass das Antonov-Büro in der Ukraine die Airbus-Leute aufgrund alter Rechnungen (siehe Zusage des Mainzer D/F-Gipfels hinsichtlich Kooperation vom Sommer 2000) wegen jüngster Technologie-Ersuchen hinsichtlich des “Niederdruck”-Fahrwerks sitzen hat lassen.

All dieses ist so fatal vielleicht nicht. Richtig schwer wiegt die in Expertenkreisen seit längerem rumorende Tatsache, dass die A400M derzeitig schon um zwölf Prozent über ihrem eigentlich geplanten Gewicht nach Diät sucht:

  • Nach den Angaben von “Airbus Military” (Broschüre A400M - Technical Review, Febr. 2000, S. 6) liegt das “maximale Abflug-Gewicht” (hinsichtlich des taktischen Flugvermögens von 2,25g) bei 130 t. Darauf wird sich die 12%-Steigerung aber kaum beziehen;
     
  • Die anzunehmende Bezugsgrösse für die 12-%-Steigerung ist eher auf das “operative Leergewicht” der A400M zu legen, welches mit 66,5 t angegeben wird. Demnach wäre die A400M durch die 12%ige Gewichtszunahme um 7,98 t gealtert.

Wer sich in der Flugzeug-Mathematik einigermassen auskennt, wird reichlich Möglichkeiten für eine Schönrechnung finden. Man dreht an den Stellschrauben Reichweite, Flug-Parameter, um letztlich auf den A400M-Vertrag zu verweisen: U.E. garantiert Airbus-Industries nur eine maximale Zuladung von 25 t (statt 37 t im 2,25g-Mode).

{Fliegen ist nicht schwer, sondern schön}

 

Finanzplanung: Niederschlag

18. November 2004

Am 11. 11. 2004 hat der Haushaltsausschuss des Deutschen Bundestages in der sog. “Bereinigungs-Sitzung” den Bundeshaushalt 2005 in der Fassung beschlossen, die dem Parlament zur 3. Lesung zugeleitet worden ist. Allerdings enthält diese Beschluss-Vorlage eine unbedeutend erscheinende Lücke: Die Erwirtschaftung der “Globalen Minderausgabe” in Höhe von zwei Milliarden EUR ist zunächst nur zur Hälfe auf die Ministerien umgelegt worden; die Spar-Umlage für den Rest soll irgendwann in 2005 erfolgen.

Für den Verteidigungs-Etat hat die erste Spar-Milliarde jedoch einen erheblichen Effekt: 248 Mio. EUR sind vom vorher veranschlagten Plafond in Höhe von 23,9 Mrd. EUR wieder abzurechnen. Wenn wir uns recht erinnern, hat Verteidigungsminister Struck während des 15. Bundeswehr-Forums der “Welt am Sonntag” in Berlin (9. 11. 2004) dieses Minus als noch erwirtschaftbar deklariert; nur dürfe ihm keine gleichhohe Belastung auferlegt werden, wenn es um die Verteilung der zweiten Einspar-Milliarde ginge, also nochmals ein Minus von 249 Mio. EUR zu beklagen wäre.

Genau dies aber gilt unter Insidern als ausgemacht, noch dazu, dass sich diese Summe von rund 500 Mio. EUR über den Finanzplanungs-Zeitraum bis 2008 durchziehen wird. Dass Verteidigungs-Offizielle dies dementieren werden, kann man voraussetzen. Blickt man jedoch unvoreingenommen z.B. auf die finanzwirtschaftliche Lage und die wirtschaftliche Entwicklung (die erst bei einem Wachstum von etwa 2,5 % Durchatmung erlaubt), kann man nicht zu einer optimistischen Trend-Aussage für den Verteidigungs-Haushalt neigen.

Weil uns nichts besseres einfällt, vergleichen wir diese Finanz-Aussicht mit den Daten, die Wolfgang Schneiderhan, General-Inspekteur der Bundeswehr, in seinem Erlass “Bundeswehrplan 2005” anführt. Dazu ist anzumerken, dass der Bw-Plan 2005 intern als das zentrale und sauber durchgerechnete Planungsdokument des BMVg angesehen wird, und natürlich auch zum Zwecke der Selbst-Entschuldung seine Dienste tun soll.

Vergleicht man den im Bw-Plan 2005 (absichtlich so) zugrunde gelegten Finanzplanungs-Rahmen mit den o.a. “Korrekturen” (d.h. 500  Mio. EUR minus bis 2008), dann ergeben sich für den “Schneiderhan”-Erlass wohl nicht mehr so leicht zu erwirtschaftende Minder-Einnahmen:

  • 2005: 850 Mio. EUR
  • 2006: 750 Mio. EUR
  • 2007: 1.000 Mio. EUR
  • 2008: 800 Mio. EUR.

Geht man von der Annahme aus, dass alle Ausgabenbereiche im Bundeswehrplan 2005 (siehe pdf.) korrekt durchgerechnet worden sind (wozu der Wortlaut genügend Anlass gibt), verbleibt die Schlussfolgerung, dass die o.a. präsumtiven Minder-Einnahmen ganz überwiegend ihren Niederschlag nur in der Spalte “Militärische Beschaffungen” finden können.

Singen Sie einfach den Song:

{“I’m walking in the rain”}

 

C4ISR: Avalon

16. November 2004

Gordon Adams, Guy Ben-Ari, John Logsdon und Ray Williams von der “George Washington University” haben für die “National Defense University” die 195-seitige Studie
“Bridging the Gap - European C4ISR Capabilities and Transatlantic Interoperability” verfasst:
http://www.ndu.edu/ctnsp/C4ISR_Gap.htm

Wer sich mit dem Thema schon immer ausgekannt hat, wird nun auf die Studie verweisen können. In der Zusammenfassung, den Empfehlungen und den Schlussfolgerungen wird man den Satz suchen müssen, der falsch ist. Die Schelte wird gerecht verteilt: intra-europäisch, trans-atlantisch (die Krönung ist der letzte Satz auf S. 161: “The obstacles are political and budgetary, not technological, and they require actions of political will and ressource planning on both sides of the Atlantic”).

Wenn es um die Interoperabilität des zentralen Bereichs C4ISR zwischen den Europäern und innerhalb der NATO geht, stellen sich u.E. aber weitergehende Fragen:

  • Konzeptionell müsste C4 (Command and Control, Computer, Communications) eindeutig von ISR (Intelligence, Surveillance, Reconaissance) getrennt werden. Die Führung von militärischen Operationen (Command and Control) ist eine Konzept-Ebene, die sich über allen anderen bewegt (“Führung” ist ein nicht-technischer Begriff). Computer, Kommunikation und Aufklärung im weitesten Sinne (ISR) sind nichts anderes als Informationsströme, die den Führenden für ihre Entscheidung dienen.
     
  • Die Europäer haben ohne Zweifel in den einzelnen technologischen Sektionen für ISR die entsprechenden Fertigkeiten. Gilt das damit auch für die System-Integration, vor allem im Software-Bereich und der operationellen Übung? (u.E.: Nein);
     
  • Verfolgt der politische Trans-Atlantizismus noch die Bewegungen auf den unteren Ebenen?:
    - Beispiel: Von der Hauspost der deutschen Firma ESG (ESG-Spektrum III/04, S. 11) lernen wir:
    “Das Kürzel MPEC steht für “Multi Platform Engagement Capability”. Es bezeichnet eine Arbeitsgruppe der vier Nationen Frankreich, Niederlande, Italien und Deutschland, die Mitte 2002 gegründet wurde. Ziel ist eine gemeinsame Technologie-Untersuchung zur Sensor-Vernetzung, um eine verbandsübergreifende Waffenwirkung zu erzielen. MPEC ist das europäische Gegenstück zur britisch-amerikanischen Initiative CEC (Cooperative Engagement Capability).”
    Unsere Frage wäre: Wie kompatibel sind MPEC und CEC? Oder besser: Wer blickt da durch?
     
  • Noch kritischer ist die Frage nach den Führungs-Fähigkeiten (Command and Control) von Nicht-U.S.-Offizieren bzw. dem Vertrauen des U.S.-Oberkommandos in solche. Ashton Carter hat auf dem 15. Forum “Bundeswehr und Gesellschaft”, veranstaltet von “Welt am Sonntag”, die für uns neue Kategorisierung vorgestellt: Es geht nicht mehr um die “coalition of the willing”, sondern um die “coalition of the able”. Damit stellt sich die emminent politische Frage, ob im Bereich des obersten militärischen Kommandos in Zukunft je “Interoperabilität” hergestellt werden kann. Noch spannender wir ja die Verbindung des militärischen Kommandos zu seiner höheren politischen Ebene; dass wissen die U.N. und die “Lessons learned” aus dem Balkan-Krieg 1999.

Sicherlich sind die “NATO Response Force” (NRF) und die “Allied Command Transformation” (ACT) letzte Versuche, die “Command Gap” noch zu schliessen. U.E. werden sie langfristig - trotz des Nebels der Öffentlichkeitsarbeiter (ÖA: fog of war) - fehlschlagen - so gegen 2008 oder so.

{Hüten Sie sich vor dem “Nebel von Avalon”}

 

“Sachsen”: nicht einfach

5. November 2004

Als alter Mann kommt man doch etwas aus der Puste, wenn man nach einem Tagesausflug von Bonn nach Wilhelmshaven - anlässlich der Übergabe der Fregatte “Sachsen” an die Flotte - noch etwas sinnstiftendes berichten soll. Das Heer derjenigen, die sich - aus den unterschiedlichsten Gründen - über das Ereignis gefreut haben, war natürlich übermächtig, siehe
http://www.bundeswehr.de/forces/marine/041104_sachsen_indienst.php

Was wir gelernt haben, soll diese Freude nicht trüben:

  • 1993 begann Blohm+Voss nach einer Vertrags-Studie durch das Verteidigungsministerium, das Nachfolgemuster für die drei Flugkörper-Zerstörer der alten Charles F. Adams-Klasse (in D “Lütjens”-Klasse 103 B) zu entwerfen. Dezember 1999 war Schiffstaufe der “Sachsen” (Klasse F 124), im Januar 2001 die Indienststellung; wahrscheinliche Dienstdauer bis grob 2040. Die Kosten der drei für die Deutsche Marine vorgesehenen F-124-Fregatten belaufen sich auf 1,5 Mrd. EUR.
     
  • Mit einer Radar-Aufklärungs-Reichweite von 400 km und einer maximalen Abstands-Reichweite von 100 km hat die F 124-Klasse eine Hauptaufgabe: Den sie begleitenden Schiffen Schutz gegen Bedrohung aus der Luft zu verschaffen. Vize-Admiral Nolting, Befehlshaber der Flotte, hat uns das anschaulich erklärt: Weil die Deutschen keine Flugzeugträger haben, brauchen sie halt die F 124.

Ob die F 124-Konzeption nicht nur reines Nachfolge-Denken aus der Zeit der NATO/Warschauer Pakt-Epoche ist, ist hinterfragbar:

  • Bei Einsätzen auf Hoher See gibt es, ausser von Flugzeug-Träger-Staaten oder Staaten mit weitreichenden Marine-Bombern, keine Luft-Bedrohung.
     
  • Kriegs-Einsätze mit Marine-Verbänden, die sich der Küste von Gegner-Staaten mit taktischen Luftstreitkräften nähern, sind ohne den Einsatz von eigenen strategischen und taktischen flugzeugträger-gestützten Luftkriegsmitteln nicht denkbar.
     
  • Erkennbar ist, dass die F-124-Konzeption auf der Ebene der taktischen, nicht der strategischen, Operation abläuft. Für die “taktische” Ebene, den Schutz deutscher Marine-Einheiten gegen Luftbedrohung, ist die “Sachsen”-Klasse notwendig. Dass dafür aber auch das Bedrohungsbild fehlt, ist einsehbar. Auf operativer europäischer oder NATO-Ebene ist die F-124-Fähigkeit jedoch vernachlässigbar.
     
  • Wenn man, wegen der mangelnden Finanzen, gezwungen ist, konzeptionell die Bedrohungs-Bekämpfung zu priorisieren, wäre das Bedrohungs-Szenar der F-124 - very sorry - leider Angelegenheit der Luftwaffe (um in alten, aber auch den neuen Schlagwort-Kategorien von NetOpFü zu bleiben).
     
  • Leider haben wir noch nie eine Untersuchung gesehen, die die militärischen Fähigkeits-Forderungen für Bedrohungs-Szenare von Air to Air, Air to Ground, Land, Air, Sea etc. in die Kosten-Faktoren aufschlüsselt. Die Marine wird uns böse sein, wenn wir den EF 2000 mit der F-124 kosten-konzeptionell vergleichen. Und die Verschwörungs-Theoretiker werden uns erwischen wollen, dass wir luftwaffen-minded oder EADS-Banner-Träger sind.

In der Kommunikations-Theorie gilt, dass man ein hässlich klebendes Bonbon, was einem ein etwas fies arbeitender Gegner ans Hemd geklebt hat, niemals mehr entfernt bekommt. Wer zum 17ten Male dementieren muss, dass er ein Alkoholiker ist, hat verloren. Wir teilen das für die “SACHSEN” festgelegte Weisheits-Motto:

{“Wenn’s einfach wär’, wären wir nicht hier”}

 

Berliner Agenda: ambitiös

27. Oktober 2004

In Berlin hatte sich am 14. Oktober 2003 die “Berliner Agenda - Sicherheit und Verteidigung im 21. Jahrhundert” gegründet, um eine “deutsche Defense Community zu etablieren: “als Forum für Verantwortliche aus Bundeswehr, Parlament, Ministerium und Wirtschaft sowie Medien und Wissenschaft”. Man will einen “Konsens über zentrale Handlungs-Notwendigkeiten, Identifikation von Ansatzpunkten für Veränderungen und Vorbereitung konkreter Entscheidungen” herstellen.

Das unter Leitung des Vorsitzenden des Verteidigungs-Ausschusses des Bundestages, MdB Reinhold Robbe, arbeitende Forum hat in mehreren Arbeitsgruppen Papiere zu verschiedenen sicherheitspolitischen Fragen entworfen. Für den Politik-Bereich “Europäische Kooperation” sieht man die folgen “Ansatzpunkte für konkrete Veränderungen”:

  • “Einrichten einer nationalen Koordinierungsstelle für Rüstungswirtschaft
  • Auf dem Wege in die europäische Konsolidierung braucht die Verteidigungswirtschaft eine abgestimmte nationale Strategie
  • Die noch verbliebenen verteidigungswirtschaftlichen Kernfähigkeiten von strategischer Bedeutung müssen zum Erhalt des europäischen Gleichgewichts am Standort Deutschland erhalten bleiben
  • Die deutsche Verteidigungswirtschaft braucht nationale Aufträge
  • Bei europäischen/internationalen Projekten ist auf einen ausgewogenen nationalen Wertschöpfungsanteil zu achten
  • Rüstungsexportbestimmungen müssen auf europäischer Ebene harmonisiert werden
  • Regierungsseitige Exportunterstützung muss europaweit nach einheitlichen Kriterien erfolgen
  • Die europäische Konsolidierung darf die mittelständische industrielle Basis nicht benachteiligen
  • Der Ausgleich der europäisch/amerikanischen Handelsbilanz im Verteidigungsbereich sollte angestrebt werden.”

Dieses Arbeitsbeispiel und der Gesamt-Ansatz der “Berliner Agenda” zeigen immerhin sportliche Ambitionen. Ob man sich aus dem Dschungel der wildwuchernden Lobby-Schlingpflanzen zur Nr. 1 durch-macheten kann, bleibt abzuwarten. Es reicht nicht, kluge Top-Down-Lehrsätze abzusondern: die administrative und kommunikative Bottom-Up-Strategie entscheidet.

{Wie steuert man einen Super-Tanker?}

 

MEADS: HelpWay

25. Oktober 2004

Das gibt es nicht alle Tage, dass sich Abgeordnete des Verteidigungs-Ausschusses ein Jahr lang mit der Frage beschäftigen, ob ein wichtiges Rüstungsprojekt mit einer Empfehlung versehen werden soll (geschickt von der Lw eingefädelt). In Bezug auf das 1.000 km weitreichende (Nachtrag: in Bezug auf die Reichweite angreifender Raketen; MEADS hat eine eigene Reichweite von 30 km) Flugkörper-Abwehr-Raketen-System MEADS (Medium Extended Air Defense System) haben die Bundestags-Abgeordneten Hans-Peter Bartels (Vorsitz), Rolf Kramer, Hans Raidel, Jürgen Herrmann, Marianne Tritz und Günther Nolting das geschafft. In ihrem 18-seitigen Abschlussbericht zum Thema “Bodengebundene Luftverteidigung” empfehlen sie dem Verteidigungs-Ausschuss,

  • der bis 2012 reichenden Entwicklungsphase des FlaRak-Projekts MEADS zuzustimmen,
  • dass das in der Bundeswehr eingeführte FlaRak-System PATRIOT weiter modernisiert wird,
  • vor Beginn einer Anpass-Entwicklung eines zusätzlichen (“kleineren”) FlaRak-Flugkörpers (Boden/Luft-Variante der Luft/Luft-Rakete IRIS-T) weitere Studien durchzuführen.

Im Dez. 2004/Jan. 2005 werden Verteidigungs- und Haushalt-Ausschuss des Bundestages über diesen Fragen-Komplex zu beschliessen haben. Deutscherseits wären 847 Mio. EUR (25 %) für die MEADS-Entwicklung bereitzustellen, von den beteiligten U.S.A 2 Mrd. US$ (58 %) und Italien 576 Mio. EUR (17 %); für das Patriot-Upgrade (wahrscheinlich ohne den sehr teueren PAC3-Flugkörper) sind grob 300 Mio. EUR zu kalkulieren; die boden-gestützte IRIS-T (IRIS-T/SL) als “deutsche” Lösung wird mit 179 Mio. EUR nur für die Anpass-Entwicklung angegeben (weit hinten winkt der Export des Bw-Referenz-Kunden-Modells - die deutsche Lenkflugkörper-Bastion DIEHL wird tapfer verteidigt).

Nur wenige, dafür aber für die Medien und deren “Policy” bedeutsame, Experten werden sich mit dem Kleingedruckten beschäftigen. Wir machen folgendes “Friedens”-Angebot:

  • Falls man in Sachen deutscher Positionierung hinsichtlich der EU-Welle noch nicht ganz de-interessiert ist, muss man den Verlockungen der “französischen” Linie mit dem SAMP/T-Problem auch mit etwas unfairen Argumenten entgegentreten (könnte SAMP/T ganz sicher bis 2012 nicht auf MEADS-Niveau aufgebohrt werden? - der MdB-Bericht beinhaltet die Antwort);
     
  • Will man wirklich mit deutschen Rüstungs-Milliarden auf Technologie-Feldern bei den Champions mitspielen, die High-End-Fähigkeiten genuiner Militär-Technologie pflegen?;
     
  • Wer wird denn angesichts der überwältigen Zivilmacht Europas glauben, dass irgendwann nach 2015 irgendeinem Schurken noch mit einer NATO- Interventions-Armee zu Leibe gerückt werden muss, dem unbedingt der exklusive deutsche Super-Kick einer “Medium Extended Air Defense” im High-End-Krieg beigemischt werden sollte? (“Heimlich” hätte man die Technologie, um die Reichstag-Kuppel zu schützen!);
     
  • Wenn die verteidigungspolitische “Systemfähigkeit” unserer geliebten Republik - in der Unter-Einheit FLA-RAK - nach dem Jahre 2015 evtl. fraglich werden könnte (!) - wird man sich darüber so aufregen wie die Situation der Sozial-Komponente in dieser Zeit?

Der Klugscheisser trete doch bitte vor, welcher in der Gemengelage von

  • spezifisch operativen Militär-Fragen von “Combined” und “Joined” im nebulösen Bedrohungs-Szenar,
     
  • im innen-politisch doch so minenreichen Feld der Akzeptanz und der Leichen-Säcke und der Furcht vor Umfrage-Werten und dem narzisstischen Eingang in die Geschichte; 
     
  • Hyänen der quoten-geld-geilen und der öffentlich-rechlich dienstposten-geilen Medien,
     
  • trott-sicherer rheinischer Strategie (“Et hätt noch immer jodd jegange”)

noch die richtige Antwort auf die gestellte Frage geben kann: Ja oder Nein?

{“Help is on the way”}

P.S. Sicher: das ist nicht der letzte Text zum Thema

 

Rüstungsexport: Botswana

14. Oktober 2004

Für die Gruppe der Hoflieferanten in Sachen deutscher Rüstung ist es schon mutig, wenn jemand mit öffentlicher Kritik gegen die Herrschenden antritt. Auf dem gestrigen DIEHL-Event in Bad Godesberg war es soweit. In der Presse-Konferenz erklärte Diehl-Vorstand-Mitglied Werner Dornisch, und in seiner Jahres-Empfangs-Rede Dr. Thomas Diehl, den “Botsuana”-Fall. Natürlich gehört zur Beurteilung zunächst ein Paket von hässlichen Sachzusammenhängen:

  • Oberste Ebene ist die Konsolidierung und die Konkurrenz der nationalen Rüstungsindustrien, deren Struktur ein erhebliches Sachwissen voraussetzt.
     
  • Politisch-strategisch soll dieses feinsinnige Konglomerat auf den Weg nach Europa gebracht werden. Allein der Überblick über die Bestrebungen der EU-Kommission, die Ausführungen der EU-Verfassung, die Aufgaben der neuen “European Defence Agency” (EDA) oder das Verständnis von EU-”Grünbüchern” zu europäischen Rüstungsindustrie verlangt schon übernatürliches.
     
  • Bricht man in diesem Gewusel von tatsächlichen Gegebenheiten und hehren Polit-Strategien einige Eckpunkte herunter, dann fällt dabei die “Security of Supply” auf jeden Fall besonders auf.

Um dem “Botsuana”-Fall anzugehen:

  • Vor zwei Jahren hat der britische  Explosiv-Produzent “Royal Ordnance” seine gesamte Zünder-Hoheit für Geschosse an DIEHL abgegeben.
     
  • Mit dem nördlich der Republik Südafrika gelegenen Staat BOTSUANA (Botswana), an erster Stelle wirtschaftlich verbunden und seit Jahrenden in Rüstungslieferung, will man Geschosse liefern und ordert bei DIEHL die entsprechenden Zünder. Zu dumm, dass auf höchster deutscher Regierungs-Ebene der Antrag per Zwei-Zeilen-Brief ohne Begründung negativ entschieden wird.

Zur Beurteilung kann man anbieten:

  • Weder der 5. noch der 6. Menschenrechts-Bericht des Auswärtigen Amtes führt den Staat Botsuana überhaupt auf;
     
  • Der Länder-Bericht “Botsuana” auf www.auswaertigesamt.de vermerkt keinerlei unliebsame Anmerkungen;
     
  • Der 10-seitige Länder-Bericht des U.S.-Aussenministeriums ( www.state.gov )über “Human Rights Practices 2003” (25.2.04) bezüglich Botswana lässt, bei Zugrundelegung angepasster Maßstäbe, nur die Beurteilung zu, dass es sich bei diesem afrikanischen Staat um eine “schweizerische” Insel in Afrika handelt;
     
  • Ausweislich des EU-Press Release vom 12. April 2002 ist die EU und die EU-Mitgliedsstaaten Botswana’s grösster Geldgeber (“long and close relationship betweeen Botswana and the EC”).
     
  • Der Rüstungs-Export-Bericht der Bundesregierung des Jahres 2001 vermerkt für Botsuana 604.380 DM für
    - “Ronden für die Munitionsfertigung (35,7 %)
    - Revolver, Pistolen .... (35,3%)
    - Teile für militärische Fahrzeuge (28,9 %)”;
     
  • Der Rüstungs-Export-Bericht der Bundesregierung des Jahres 2002 vermerkt für Botsuana:
    - 1,536 Millionen EUR (!) für “Teile für gepanzerte Fahrzeuge”;
    (die Rü-Ex-Berichte siehe:
    www.bmwa.bund.de
     
  • (Zu “Verschwörungs”-Theorien dieser Botsuana-Entscheidung der Bundesregierung möchten wir niemanden zügeln).

Würden Sie als nicht-deutscher Europäer in Sachen “Security of Supply” (Rüstung) der deutschen Bundesregierung vertrauen?

{Nach upset kommt reset}

 

DIEHL: bewegt

14. Oktober 2004

Auf seiner gestrigen Pressekonferenz in Bad Godesberg hat das zu 50 % in Sachen Wehrtechnik engagierte Familien-Unternehmen DIEHL einige beachtliche Schüsse abgegeben, die Bewegung in das Positionierungs-Rennen des Rüstungssektors in nationaler und europäischer Hinsicht bringen:

  • DIEHL verschmilzt seine Unternehmens-Einheiten BGT (Flugkörper) und Munition zur Diehl BGT Defence (DBD). Dadurch verringert sich der bisherige 20%ige Anteil der französischen MATRA auf 10 %; allerdings soll die französische Seite die Möglichkeit haben, ihren Anteil wieder auf 20 % aufzustocken.
     
  • Bedeutsam ist, dass sich das U.S.-Unternehmen General Atomics, welches eine weltweit führende Rolle in Sachen Unbemannte Fluggeräte (Unmanned Aerial Vehicles, UAV) einnimmt, von seinem bisherigen Lizenz-Partner Rheinmetall (Rheinmetall Defence Electronics, früher STN Atlas) getrennt hat und Diehl BGT Defence nun neuer General-Unternehmer für den UAV-Typ “Predator B” wird. Bei dem Luftwaffen-Bedarf für ein Aufklärungs-System (MALE, Middle Altitude/Long Endurance) tritt nun DIEHL gegen die EADS an.

    Spannend bleibt, ob Rheinmetall Defence Electronics, die mit dem MALE Boden-Segment auch im Diehl/UAV-Boot bleiben, mit dem von ihnen
    ganz geheim betriebenen MALE-Konzept revolutionärer Art in die Luft kommt. Bisher war der Erstflug auf den Herbst 2004 gelegt, nun aber ist er auf das Frühjahr verschoben. Welches Technologie-Wunder sich hinter der Wunderwaffe verbirgt, konnten wir noch nicht genau herausfinden.
     
  • Die absolute Überraschung aber war, dass DIEHL die EADS-Tochter LFK übernehmen will. Die “deutsche” Lenkflugkörper-Firma ist ein eigentlich nicht in die Struktur der EADS passender Anhang, weil die übermächtige (französisch orientierte) MBDA die Flugkörper-Kompetenz der EADS mit ihrem Weltmarkt-Rang 2 abdeckt. Sollte es zu einem Deal kommen, wächst Diehl erheblich.

Aufmunternd für Eingeweihte, hoffentlich auch für die anwesende Staatssekretärs-Riege samt Rüstungs-Oberen, waren einige Bemerkungen von Dr. Thomas Diehl während des Jahresempfangs:

  • Ob die deutsche wehrtechnische Industrie auf dem Wege nach Europa sei, schmunzelte  er mit der Frage, ob sie denn nicht eher auf dem Wege nach Frankreich sei.
     
  • Dazu passend war seine deutliche strategische Weisung, dass Diehl die transatlantische Achse stärken wolle, wo immer man könne.

{Führungs-Weisheit Nr. 4: Ein Deal bewegt}

 

A400M: wichtig?

15. September 2004

Seit gestern sitzen wir wieder brav beim Forum “Europäisierung der Ausrüstung der Bundeswehr - Sachstand und Perspektiven” der “Deutschen Gesellschaft für Wehrtechnik” ( www.dwt-sgw.de ) in Bonn-Bad Godesberg. Beachtlich ist, dass die in Gründung befindliche Europäische Rüstungsagentur (European Defense Agency, EDA) ganz überwiegend mit hoffnungsgläubigen Augen gefeiert wurde, obwohl analytisch dazu kein Grund besteht.

Ganz sach-trocken berichtete aber Gerhard Morsch, Direktor beim Bundesamt für Wehrtechnik und Beschaffung (BWB) über seine 1.5 jährigen Erfahrungen mit der “.. kommerzielle(n) Lösung für den europäischen Militärtransporter A400M - Visionen und Friktionen”. Seine “lessons learned” (Handlungsbedarf) wollte er verstanden wissen für die Vertragsgestaltung der zukünftigen Industrie-Verträge, die die multinationale Beschaffung von Rüstungs-Systemen betreffen:

  • Harmonisierung
    - Bei den Operativen Verfahren, Regelungen und Zuständigkeiten hinsichtlich der IT-Sicherheit weigert sich der A400m-Entwickler Airbus Military, teuere Verschlüsselungs-Chips auf die eigene Rechnung zu setzen;
    - Bei den Test- und Evaluations-Gundlagen und Verfahren haben die BWB-Beamten augenscheinlich erhebliche Detail-Kritik in der Hinterhand;
    - Auch bezüglich der “funktionalen Leistungsbeschreibung” zwischen den einzelnen Besteller-Nationen und den Nationen sowie der Industrie scheint es reichliche Konflikte zu geben. Als Beispiel wird die Propeller-Bremse erwähnt; die Amtsseite zählt sie zu den Sicherheits-Standards, die Industrie eher als Kosten-Faktor.
     
  • Wettbewerb
    - BWB-Direktor Morsch sieht die “Gefahr der Monopolisierung”;
    - der Wettbewerb für die Auswahl der Unter-Auftragnehmer durch den System-Führer soll “fair und unter Wahrung nationaler Interessen” durchgeführt werden.

    Im A-400-M-Vertrag ist die “fair competition” zwar verankert, aber Airbus Military gibt keinerlei Informationen über die Einzelheiten des Bieter-Verfahrens der Wettbewerber heraus. Somit hat das BWB keinerlei Möglichkeit, den fairen Wettbewerb nachzuprüfen. Allerdings informell mit dem Ergebnis: Es gibt augenscheinlich eine Industrie-Strategie, eigene Kapazitäten aufzubauen. Deutsche Zulieferer kleinerer und mittlerer Unternehmen sind - mehr oder weniger - durchgängig 2. Sieger. Ausserdem werden die Zulieferer von Airbus Military gezwungen, die Patente für ihre Sub-Systeme an Airbus Military kostenfrei abzugeben.

Strategisch fordert Morsch einen “Return on Investment” (für Deutschland), der für ihn augenscheinlich nicht gegeben ist. Interessant an diesem Vorgang ist, dass er die Konsequenzen neuer Beschaffungs-Verfahren drastisch beleuchtet:

  • Wer mit einem “commercial approach” Rüstung einkauft, verliert Macht. Fatal ist, wenn er auch strategische Informationen verliert; zu recht steht an erster Stelle der Forderungen für eine nationale Kernfähigkeit in Sachen Wehrtechnik der Erhalt der eigenen “Analyse- und Bewertungsfähigkeit”.
     
  • Auf jeder Tagung der deutschen “Defense Community” - auch bei der DWT - wird fast flehentlich gefordert, endlich das “deutsche (nationale) Interesse” zu definieren. Man erinnert sich, dass das klassische Gegenargument Fischer’scher Herkunft ist: deutsches Interesse ist europäisches Interesse. Verkomplizierend ist allerdings, dass - auch bei der DWT erzählt - beispielsweise Briten und Franzosen ihre nationalen Interessen in Europa einbringen, um sie dort umzusetzen. Sicherlich sind die Deutschen auch schon auf diesem Trip gewesen - wahrscheinlich aber nicht in Sachen Kanonen.

Irgendwann haben wir eine Definition des Begriffs “Interesse” augeschnappt: “was mir wichtig ist”. Aus innenpolitischen Gründen ist einer ganz kleinen “Gemeinde” die deutsche wehrtechnische Industrie (> 70.000 Beschäftigte) schon wichtig. Die “wehrtechnische Basis” ist aber strategisch aus der deutschen Aussen-/Sicherheitspolitik abzuleiten. Wer findet denn das noch prickelnd?

{wichtig? - richtig? - nichtig? - lichtig? - dichtig?}

 

PUMA: Goldrand

12. August 2004

Wie es sich gehört, marschiert das deutsche Heer verdeckt zu einer Schlacht auf, bei der es um ihr Kronjuwel geht: den Schützen-Panzer PUMA, Quasi-Nachfolger des MARDER:

  • Die 50:50 zusammengesetze Panzerbauer-Elite aus Krauss-Maffei/Wegmann und Rheinmetall (PSM) hat ihre Konzept-Implementierung abgeliefert;
  • Im Verteidigungsministerium wird an der Beschaffungs-Vorlage gefeilt, damit im Herbst d.J. das Parlament die Beschaffungs-Vorlage für 20 Vorserien-Fahrzeuge und ab 2008 die Beschaffung von 390 Puma absegnen kann.

Wie immer, verbergen sich in der Tiefe der Komplexität des Gesamtvorganges eckdaten-setzende Bedingungen mit endlosen Daten und Fakten, denen nur Freaks folgen wollen. U.E. gibt es jedoch einige wenige Kernpunkte:

  • Will man neben der Abdeckung eines weniger wahrscheinlichen “schweren” Konflikts für die (“mittleren”) Stabilisierungskräfte ein das Eskalations-Spektrum abdeckendes Vehikel vorhalten, ist eine PUMA-Konfiguration konzeptionell unabweisbar;
     
  • Akzeptiert man die taktische Notwendigkeit des “Stabilisierungs-Kampfwagens”, staunt man über die konzeptionelle Verwirrung, die in der “Schützenpanzer-Gilde” vorherrscht. - Für die modernistischen War-Fighter amerikanischer Denkschule (FCS, FRES) gilt nur noch das 18-Tonnen-Mass des taktischen U.S.-Transport-Fliegers C-130; “Denk”-Mass ist der “schnelle” und “schwere” Militär-Konflikt;
    - im “mittleren” (Stabilisierungs-)Konflikt mag die Transport/Zeit-Frage ja noch eine gewisse Rolle spielen. Die wahrscheinliche und kritische Herausforderung lässt sich aber auf eine einfache Formel bringen:
    Zeit-unkritische Stabilisierungs-Militär-Macht, die durch die kalashnikov-artig verbreitete Panzer-Faust sowjetischer Herkunft mit Namen RPG-7, seitwärts auf das Ziel, zu Tode kommt (selbst der Kampfpanzer Leopard 2 A6 ist dagegen nicht gefeit);
     
  • Ein jeder Soldat eines jeden demokratischen Staates müsste sich fragen, ob seine hoheitliche Macht ihm eigentlich einen fahrbaren Untersatz liefert, der ihm darstellbaren Schutz gegen die markt-übliche Bedrohung gewährt. U. E. müsste die Spz-Gilde abwinken;
     
  • Wer sollte die Heeres-Strategen - vor allem in den U.S.A. - auch dazu zwingen, ihre Speed-Ideologie zu überdenken. Idiotischer kann es gar nicht sein: Man braucht immer noch drei Monate für den Aufmarsch - saust in drei Wochen durch den Krieg - und verliert in einem Jahr unzählige Kameraden, weil man im Dreieck von Feuerkraft, Beweglichkeit (Geschwindigkeit) und Schutz das letztere verloren hat (Schade, dass Du den konzeptionellen Tod gestorben bist).

Sorry, wenn wir etwas abgekommen sind: In Sachen PUMA besteht nicht die Gefahr einer solchen Debatte. Wenn FOCUS schon nicht recht hat, dass der PUMA nur mit 3 Mrd. EUR bis 2015 zu begleichen ist, weiss man, dass sich Opposition formieren wird. Leider werden die Befürworter des PUMA nicht darauf verweisen können, dass ihre “Goldrand-Lösung”, zumindest in West-Europa, Käufer finden wird. Nur die Niederländer könnten sich konzeptionell noch derart sortieren, dass Export-Referenz entsteht.

Letztlich ergibt sich eine “system-immanente” Blockade, den PUMA abzuschiessen. Wer im strategischen Gewurschtel von nationalen “Kern-Fähigkeiten”, europäischer Neu-Ordnung der Marine- und Heeres-Kapazitäten und Wahlkreis-Befindlichkeit noch den Überblick behält, wird sich der alternativen Erklärung des Wortes PUMA erinnern (Panzer Unter Minimalem Aufwand).

{Die Goldrand-Lösung ist immer die beste}

 

Deisenroth: Mythos

28. Juli 2004

Man ist an das Hase/Igel-Syndrom erinnert: Im ewigen Gefecht zwischen den strategischen  Grund-Parametern Feuerkraft und Schutz geht es (wie üblich) hin und her. Konkret heisst das: Die Schutz-Fraktion ist äusserst bemüht, millionen-schwere Fahrzeuge (und natürlich die Insassen) gegen die Bedrohung von ganz einfachen Panzer-Fäusten zu schützen, geschweige denn Wucht-Munition von Panzer-Geschossen oder Anti-Tank-Raketen. Tatsache ist: Mit einer RPG-7, der russischen Panzerfaust, die weltweit so verbreitet ist wie die Kalaschnikow, ist jedes gepanzerte Fahrzeug, von der Seite beschossen, hinfällig. Deshalb reisen U.S.-Technology-Headhunter mit diesem Bedrohungs-Szenar um die Welt und bieten jedem Aspiranten saftige Dollar-Schecks und Aufträge in Wochen-Frist sowie Umsetzung im Irak, sofern sie die Wunderwaffen-Lösung bieten.

Einer der Aspiranten ist der in Bonn-Beuel ansässige F. Ulf Deisenroth. Das von ihm 1981 gegründete “Ingenier-Büro Deisenroth” (IBD) hat sich vor allem im Bereich der passiven Panzerung prächtig entwickelt. Auf der Tagung der “Deutschen Gesellschaft für Wehrtechnik” (DWT) am 22./23. Juni 2004 in Bad Godesberg (bei Bonn) trug der als kauzig/kapriziös geltende IBD-CEO erstmals öffentlich vor, dass er ein aktives Panzerschutz-System entwickelt habe, welches gegen alle Bedrohungen die Lösung sei und eine Panzerungs-Reduzierung um den Faktor 10 - 20 bei Hohl-Ladungsgeschossen sowie um den Faktor 5 bei schweren Wucht-Geschossen (KE) verspreche. Untermalt wurde der impressive Vortrag durch eine Animation, in der man einen von vorn mit fünf, jeweils seitwärts mit ca. 10 “Boxen” (ca. 50 x 50 cm) behängten Leopard-Panzer sehen konnte, der von einem detektierenden Schutz umhüllt war, welcher anfliegende Bedrohungen durch einen ausgelösten “Blast” umgehend abgewendet hatte. Zum Beweis wurde ein Standbild gezeigt, dass eine nur durch (leichte) Splitter-Wirkung angekratze, aber sonst unberührte Panzerungs-Oberfläche zeigt.

Logisch, dass so etwas Neugier weckt. Unsere direkte und spätere Nachfrage nach den Wirk-Prinzipien wurde leider abschlägig beschieden. Die Recherche hat bisher ergeben:

  • An F.U. Deisenroth “scheiden sich die Geister”; es gibt augenscheinlich glühende Verehrer und gegenteilige. Vielleicht paranoid ist sein Geheimhaltungsschutz, der in gewisser Weise zu patent-rechtlichem Schutz in Gegensatz steht.
     
  • Im Sommer 2003 hat es eine vom Bundesamt für Wehrtechnik (BWB) veranstaltete Erprobung gegeben, in der die “Wirk-Kette” zwischen Detektion der Bedrohung und Auslösung der Gegen-Massnahme keine Unklarheit ergab. Alle Teilnehmer wurden zur Geheimhaltung vergattert.
     
  • Für die Detektion der anfliegenden Geschoss-Variationen wird augenscheinlich eine Art von Laser-Scanning mit anschliessender Daten-Verarbeitung genutzt, die Geschwindigkeit und Richtung zur Reaktions-Auslösung umgerechnet. “Sportlich” ist das allemal. Welche Einschränkungen auf die Laser-Detektion wirken (Dunst, Staub, Nebel etc.) und wie sie die System-Leistung beeinflussen, ahnen sowieso nur die Freaks.
     
  • Wie, und mit welcher Kadenz, die Blast-Energie gegen die anfliegende Bedrohung (Penetrator) entfaltet wird, ist ebenfalls geheimnisumwittert.
     
  • Dass hinter allem eine Mords-EUR/US$-Geschichte steht, ist sowieso klar. Ein Heer von Konkurrenten werkelt an der ultimativen Lösung:
    - DIEHL mit AWISS,
    - EADS mit MUSS,
    - die Russen (ARENA), Dynamit Nobel, die israelische Rafael und der deutsche Prof. Held mit der Re-Aktiv-Panzerung, der sich das BWB bislang nicht geneigt zeigte.

Wichtig ist - in Hinsicht auf das Referenz-Signal -, dass sich die deutschen PUMA-Konzeptionäre gerade dazu entschieden haben, dem neuen deutschen “Schützen-Panzer” nicht nur die üblichen passiven Additive zu verpassen, sondern - neu - dem System eine aktive Schutz-Komponente beistellen wollen (die “Goldrand-Lösung”-Implikationen sind immens).

Uns erscheint sich das Problem irgendwie knisternd - und typisch:

  • Einerseits versuchen die BMVg-Administratoren krampfhaft, aus der leeren Wehr-Erprobungs-Kasse noch die Mittel freizupressen, um der Deisenroth-Wunderwaffe eine erhellende Herbst 2004-Erprobung zu ermöglichen;
     
  • Andererseits ziert sich F.U. Deisenroth nachhaltig, auch nur einen Cent in den Beweis seiner ultimativen Performance für die “ungläubigen Deutschen” investieren zu wollen. Einmal war er beim PUMA drin, dann wieder nicht, jetzt wohl wieder.

Alles ist ein enervierender Zwischenbericht -sorry. In der Regel ist es nicht anders.

{Der Zwischenbericht ist einfach...}

P.S.

Phäno-typisch interessant ist schon, ob F.U. Deisenroth: in die Geschichte eingehen will - Knete generieren oder zum WT-Robin-Hood wurde; jedenfalls ist er nicht selbstzweifel-getrieben.

 

Zukunfts-Infanterist: Qualm

5. Juli 2004

Sorry, diesen Text wollten wir eigentlich nach unserem Besuch des 8. Infantrie-Tages, des “2nd European Infantry Seminar”, in Hammelburg am 1. Juli 04 absenden, aber wir waren wieder ordentlich daneben.

Immerhin hat der Inspekteur des Heeres, Hans-Otto Budde, das Projekt “Infanterist der Zukunft” (IdZ) vom System-Führer EADS in das Heer übernommen. Der oberste Heeres-General war bei seiner Übernahme-Rede sichtlich angetan:

  • “Mit der Einführung des “Infanteristen der Zukunft” betritt die Infantrie den Informationsraum; und meldet sich laut und unmissverständlich mit Qualm und Rauch - so wie es nun einmal die Art der Infantrie ist.”

Nicht nur General Budde meint, dass “uns viele beneiden”. Wohin man hört: Weder Amis, Briten, Franzosen oder sonstwer seien so weit wie die Deutschen!

Keine Frage, der IdZ hat Bestes: Schutzweste, ein G 36 (teilweise mit 40mm Granat-Werfer), GPS, ABC-Schutz, Laser-Licht, Sprach-Kommunikation innerhalb der Gruppe von 10 Soldaten (Squad) und einen Hand-held-Computer, etc., insgesamt ca. 12 kg plus.

Wie immer interessiert uns nicht so sehr die (hervorragende) technische Finesse (die TÜV-mässig am “Black Hawk Down”-Szenar zu messen wäre), sondern die absehbare tatsächliche “Wirkung”. Der Blick in die Beschaffungs-Zukunft des IdZ ist u.E. nicht so berückend, weil sich der Systempreis von ca. 450.000 EUR für einen Satz einer Squad von 10 IdZ in der Beschaffungsplanung des Haushalts 2004 mager ausmacht:

  • 2004: 7 Mio. EUR: 20 Squad-Systeme, also 200 IdZ;
  • 2005: 15 Mio. EUR: 40 Squad-Systeme, also 400 IdZ;
  • 2006: 19 Mio. EUR: 50 Squad-Systeme, also 500 IdZ;
  • 2007: 19 Mio. EUR; 50 Squad-Systeme, also 500 IdZ.

Bis Ende des Jahres 2007 wird die Bundeswehr also über 1.600 Zukunfts-Infanteristen verfügen; dies sind leider nur rund 15,3 % des gesamten Bedarfs, den das Heer reklamiert. Den Rest von 8.840 IdZ (84,7 %) muss man wegen der bekannten Haushaltslage leider auf die Zeit ab 2008 verschieben, 285 Mio. EUR, 884 Squad-Sätze.

Allerdings ist noch völlig offen, ob das Verteidigungsministerium den IdZ im Haushalts-Ausschuss noch als Beschaffungs-Vorlage für 2004 präsentiert. Wenn nicht, gelten die o.a. Daten nur ohne Gewehr.

Die IdZ-Geschichte taugt natürlich auch für den “Stretch” zwischen Eingreif- und Stabilisierungs-Kräften. 15 Squad-Sätze wurden für Afghanistan als “einsatz-bedingter Sofort-Bedarf” für die Stabilisierung in Afghanistan bereits gebilligt. Gleichzeitig fordern die Eingreifkräfte der “NATO Response Force” (NRF) aber 38 Squad-Systeme, womit immerhin 380 Soldaten des deutschen Anteils der NRF IdZ-fähig sind.

Als Lehnstuhl-Stratege muss einem alles doch ein wenig wenig erscheinen.

{Wenig ist mehr - noch weniger ist noch mehr!}

 

UAV-Alternative: auflösend

24. Juni 2004

So recht war die nicht unerhebliche Meldung nicht einzuordnen: Auf der Tagung der “Deutschen Gesellschaft für Wehrtechnik” ( www.dwt-sgw.de ) in Bonn verkündete ein ranghoher Militär des Führungsstabes des BMVg, dass das MALE-Projekt gestrichen sei:

  • MALE (Medium Altitude Long Endurance) ist eigentlich das Kürzel für die militärische Fähigkeit,
    - in Höhen um den Pegel von ungefähr 30-50.000 feet,
    - mit einer Verweildauer von grob 24h +,
    - “Aufklärung in der Tiefe des Einsatz-Gebietes” (früher taktisch genannt, heute aber fliessend zur “operativen” Aufklärung, jetzt “weiträumig genannt) für die Luftwaffe zu betreiben,
    - mit einer Nutzlast, die aus einem Set von Sensoren der Kategorie Elektro-Optisch, Wärmebild und Radar besteht.

Bisher wurde dieses MALE-“Paket” immer mit einem unbemannten Flug-Vehikel (UAV) assoziiert, welches sich (auch in den Bundeswehr-Planungen) mit dem UAV-Typ “Predator B” der U.S.-Firma General Atomics verband.

Im ersten Schritt der Aufhellung ist zunächst festzustellen, dass es sich bei der “Aufklärung in der Tiefe des Einsatzgebietes” nicht nur um ein Problem der Luftwaffe, sondern genauso des Heeres oder der Marine handelt (sorry für den Rückfall in die Kategorien der Teilstreitkräfte).

Zweitens ist die Aufgaben-Erfüllung, einen “Beleuchtungs-Körper” über das Einsatzgebiet zu hängen, als solche zu betrachten - unabhängig vom Vehikel.

Genau an diesem Punkt beginnt die Geschichte wirklich:

  • Mit der auf der DWT-Tagung verkündeten Streichung von MALE ist nicht die der militärischen Fähigkeit gemeint;
     
  • Bei anhaltender Geheimhaltungs-Performance ist es einer Gruppe von Militärs, konzeptionellen Quer-Denkern einer zivilen Ideen-Schmiede und Industrie-Profis augenscheinlich gelungen, für die Umsetzung der militärischen Fähigkeitsforderung von MALE eine UAV-Alternative durchzudenken, die technisch machbar ist. Der techno-konzeptionelle Ansatz ist absolut revolutionär; die internationale Wirkung wäre bombastisch.

Da wir von der Geschichte absolut fasziniert sind, das Tech-Konzept erst in ungefähr zwei Monaten öffentlich wird, bitten wir Sie, lieber User, um sachdienliche Hinweise, wie man techno-konzeptionell die “Aufklärung in der Tiefe” UAV-alternativ und revolutionär lösen kann. Die Forderungen lauten:

  • Ein Aufklärungs-Nutzlast-Gewicht von grob 250 kg senkrecht (Marine) in eine Höhe von 10 km + zu verbringen, welches über einen Zeitraum von grob 24h Sensor-Daten vermittelt und dabei (lt. “Bundeswehrplan 2005”, S. 14) nicht mehr als 250 Mio. EUR Entwicklungs- und Beschaffungskosten verursacht.

Den hit-verdächtigen Slogan für Phänome und deren Lösung haben wir auch auf der DWT-Tagung gehört. Die Ein-Deutschung wird allerdings schwierig. Sprechen Sie einfach von

  • “disruptiver Innovation”, (alle hergebrachten Gesetze) auflösender Innovation,

und Sie haben gewonnen.

{Oh’ Sprache, Wort: Welch’ heiliges Geheimnis willst du verbergen?}

 

Bundeswehrplan 2005: mist

21. Juni 2004

Auf 45 Seiten hat General-Inspekteur Wolfgang Schneiderhan seinen “Bundeswehrplan 2005” niedergeschrieben. Damit liegt erstmals ein (nicht offenes) Dokument vor, in dem die militärische Führung der Bundeswehr genauere Angaben zur Personalstruktur und der Material-Planung sowie deren Kosten-Entwicklung parallel zur Finanzplanung aufzeigt.

Die erste Durchsicht ergibt, dass die Schreib-Schützen des Generals nicht ungeschickt getippt haben:

  • Alle Planungen sind auf die Finanzvorgabe des Verteidigungsministers vom 14. August 2003 aufgesetzt (05: 24,25; 06: 24,25; 07: 25,2; 08: 25,5; 09: 25,8 Mrd. EUR). Mit den gerade von Finanz-Minister Eichel zugesandten Haushalts-Daten wird die Militärplanung schon sehr schnell von der Wirklichkeit eingeholt.
     
  • An reichlich vielen Punkten sind Vorbehaltsklauseln eingeflochten; “iffies” sind erlaubte Rückzugs-Posten: “Die planerischen Herausforderungen und Risiken sind beschrieben”.
     
  • Sogar für das eigentlich nicht zum Thema gehörende Problem der “Rüstungswirtschaftlichen Bedeutung” hatte man fünf Seiten Zeit; anhand der aufgezählten “Bedeutende(n) Projekte” sollte man meinen, dass die Aussichten rosig sind.
     
  • Eilige Beobachter werden sich auf die
    “Gesamtdarstellung aller Ausgabenbereiche (als pdf.)
    konzentrieren. Man sieht: Trotz aller Kürzungen bewegt sich der Oliv-Tanker bis 2009 generell auf gleichem Kurs. Nur bei der Rüstung geht es erkennbar aufwärts. Diese Abweichung wird allerdings mit hoher Wahrscheinlichkeit nach unten korrigiert werden: vom Finanzminister. Für den Verteidigungshaushalt gilt immer: Ausser der Rüstung sind alle anderen Ausgabenbereiche “unabweisbar”, d.h. den Panzer beissen die Hunde.

General-Inspekteur Schneiderhan hat sich mit seinem BwPl2005 anscheinend ein wasserdichtes Unbedenklichkeits-Zeugnis ausgestellt; er ist aber nicht “aus dem Schneider”.

{Wenn der Hahn kräht, bleibt es mist (feiner Nebel)}

 

Tanker-UAV: Knall

18. Juni 2004

Es kann gar nicht sein, dass die Idee nicht bereits existiert, im Geheimen daran gewerkelt wird etc. Wir haben es noch nicht zu Gesicht bekommen, vielleicht bei der EUROSATORY übersehen oder was sonst. Auf das Problem sind wir jedoch eingefallen:

  1. Unbemannte Flug-Geräte (UAV), vor allem die kleineren, sind der Hit.
     
  2. Gerade für die Aufklärung im taktischen und sub-taktischen Bereich besteht ein immenser Bedarf.
     
  3. Da hinsichtlich der “Überwindung” der Natur-Gesetze in den letzten Jahrzehnten keine wirklichen Fortschritte gemacht worden sind, muss man ableiten:
    - Wenn die U.S.-Streitkräfte ca. 500 Tankflugzeuge gegen mangelnde Energie-Effizienz bei grossen bemannten Flug-Systemen aufwenden, wird dies auch für die Ebenen darunter gelten müssen.
     
  4. Erst jetzt beginnt die EADS, dass technologische BOEING-Betankungs-Monopol zu knacken.
     
  5. Wer entwickelt das Betankungsmodell für kleinere Drohnen? Sie haben es nötig: Sie fliegen Minuten, Stunden, und sind danach schwer einzufangen.

- Haben Sie je von einem Tanker-UAV gehört?
- Würden Sie als Computing-Techniker das von vornherein für abwegig halten?
- Sagen Sie uns bitte direkt, dass wir einen Knallschaden haben!

{Warum muss man immer an alles denken?}

Nachtrag 22. Juni 2004:

Die lieben User von
http://www.isuk.org/html/index.php?newlang=deu

haben uns einen guten Link zum Thema “Tanker-UAV” gesandt:
http://www.bihrle.com/products_d6_success9.html

{Thanks a lot}

 

Rüstungs-Quiz: Übersicht

14. Juni 2004

Sorry, durch die Veröffentlichung unseres verehrten Kollegen Heinz Schulte vom GRIEPHAN (Nr. 25, 14. Juni 04) sind wir (wieder) verleitet worden, die MEMO-Geschichte der Vereinbarkeit von Rüstungs-Planung und realistisch zu erwartender Finanzmittel zu thematisieren (neidisch sind wir schon, dass wir das Papier von Heinz S. nicht selber haben - “auch haben”).

Nach Scharping bleibt für seinen Nachfolger eine strategische Frage: Ist die Rüstungsplanung mit den Daten einer realistischen Finanz-Erwartung in Deckung zu bringen? Ehe man hier zu einer eindeutigen “Verurteilung” kommt, sollte man sich alle planerischen “Iffies” anschauen. Unser Analyse-Versuch kann nur besser werden; wir tun unser bestes - Sie auch?:

GP-Analyse der Rüstungs-/Finanzierungs-Lage 2005 + (als .pdf)

Alles erscheint etwas komplex. Aber in der angemessenen Vielfältigkeit des Problems liegt immer die Würze.

Wer sich auch immer dem Daten-Salat nähert, wird keine einfache Antwort finden. Einfache Antworten sind aber nicht der Job.

{Wenn man doch nur die Übersicht behielte}

 

Sea-Lift: schweigen

8. Juni 2004

Unter Lehnstuhl-Strategen ist es eine Binsenwahrheit, dass Kriege von Logistikern gewonnen werden. Deshalb gilt für die Interventions-Bundeswehr mit einem “normalen” Radius von rund 3.000 km und einem ungefähren Verhältnis der Luftfracht zu See-Fracht von 1:10, dass dem strategischen See-Transport Augenmerk zu geben ist.

Da Bw-eigene Ro/Ro-Schiffe (ETrUs) mangels Finanz-Masse vorzeitig versanken, startete das BMVg im Mai 2003 eine Ausschreibung für einen Vorhalte-Charter-Vertrag von bis zu sechs zivilen Roll-on/Roll-off-Schiffen. Vier Anbieter wurden berücksichtigt, ein Vertrag war für Ende 2003 geplant. Der Ausgang des Verfahrens endete allerdings etwas dubios: Vorgeschoben wurde die Begründung, dass “kein wirtschaftliches Ergebnis” bei dem Ausschreibungs-Verfahren erreichbar gewesen sei.

Für das 2. Halbjahr 2004 erscheint das Vorhaben “Gesicherter gewerblicher, strategischer See-Transport” mit 50 Mio. EUR aber in der von Verteidigungsminister Struck dem Haushalts-Ausschuss des Bundestages mit Stand vom 30. 3. 2004 übersandten Liste, die für die Beschlussfassung in 2004 geplant sind.

Nirgendwo vermerkt ist allerdings, dass das dafür zuständige “Bundesamt für Wehrtechnik und Beschaffung” (BWB - in Koblenz) bis zum heutigen Tage noch nicht einmal die Unterlagen für eine neue Ausschreibung versandt hat. Demzufolge kann auch nicht erwartet werden, dass die Vertragsgestaltung und -Unterzeichnung noch in 2004 abgeschlossen und der parlamentarischen Entscheidung zugeführt werden kann. Aus der interessierten Community hört man: “Alle hüllen sich in Schweigen”.

Man muss auch Einwände gelten lassen: Wenn hier ein wenig geschlabbert wird - was soll diese interventionistische Hyperventilation, kriegslüsternde Zeilenschinderei?

{Schweigen}

 

Wehr-Forschung: gewollt?

1. Juni 2004

Recht verspätet kommen wir mit dem Bericht über unsere Teilnahme an dem Symposium der “Studiengesellschaft der deutschen Gesellschaft für Wehrtechnik” (DWT), die am 25./25. Mai 2004 in Bad Godesberg/Bonn zum Thema “Forschung und Technologiekonzept der Bundeswehr” stattgefunden hat.

Herausragend sind DWT-Veranstaltungen deshalb, weil (hier) Verteidigungsministerium, Ämter, Forschungs-Institute und Industrie ein Maximum an Informationen abgeben. Für uns gar nicht einfach war es allerdings, das Fazit zu verfassen; gelingen konnte es nur, weil gute Kameraden mit guten Quellen geholfen haben:

Noch zu klären wird sein, wie massiv das bisherige F&T-Konzept (Gliederung in Technologie-Bereiche, TB, siehe S. 1 des Fazits) von dem neuen Schlagwort “Generische Systeme” abgelöst wird; definiert wurde das vom F&T-Chef der Rüstungs-Abteilung des BMVg, Dirk Ellinger, so:

  • “In der Literatur wird der Begriff ‘Generisches System’ als ein System verstanden, das nicht auf eine spezifische Anwendung hin konstruiert wurde, sondern situationsbedingt auf die jeweilige konkrete Anwendung/Aufgabe hin konfiguriert werden kann.”

Dazu ist die S. 3 des GP-Fazits zu beachten, die die generischen Systeme, auf die sich das F&T-Konzept des BMVg konzentrieren will, (rot unterlegt) aufzeigt.

Politisch bedeutsam wird die deutsche Wehr-FT aber erst im europäischen Vergleich, insbesondere mit Frankreich und Gross-Britannien, aber auch beispielsweise Schweden oder Italien. Angesichts der Norm-Grössen (Zahl der Mitarbeiter, Etat) wird Deutschland nicht die Rolle in Europa spielen können, von der einige Politiker träumen. Analysewert wäre, warum die deutschen Wehrforscher bei solchen Mini-Etats augenscheinlich immer noch Ergebnisse liefern, die den internationalen Vergleich gar nicht scheuen müssen.

Man darf aber sicher von den Europa-Wahl-Plakaten der SPD ableiten, dass die “Friedensmacht” Europa einer Wehrforschung in Deutschland gar nicht bedarf, vor allem dann, wenn z.B. Frankreich und England diesen Bereich schon mit ganz erheblichen Aufwendungen abdecken.

Allerdings sollten sich einige Verantwortliche fragen, ob sie die Lage und Trends der nationalen Wehr-FT in einem umfassenden Ist/Soll-Kontext überhaupt darstelllen wollen, so dass eine mögliche Förderung kommunikativ vermittelbar wäre.

{Ohne Wille kein (Mehr)Wert}

 

FüInfoSys SK: Wanderung

19 Mai 2004

Als Ex-Verteidigungsminister Rudolf Scharping im Jahr 2000 die erste Bundeswehr-Reform begann, war die Harmonisierung der IT-Führungssysteme eines der zentralen Themen: Nicht nur, dass die deutschen Teilstreitkräfte nicht miteinander “reden” konnten - auch die Kommunikations-Fähigkeit mit der NATO war höchst ungenügend.

Unter der Fachbezeichnung “IT-PP 9.4.4” wurde 2000 das Pilot-Projekt “Harmonisierung der Führungsinformationssysteme” begründet. In der Konzeptions- und Demonstrator-Phase werkelten Global Player wie T-Systems (Deutsche Telekom) und CSC Ploenzke ohne Erfolg. Die eigentlich für 2003 geplanten Einführung des “FührungsInformationsSystems Streitkräfte” (FüInfoSys SK) hat Verteidigungsminister Struck am 30. März 2004 verkündet:

  • “Die Entwicklung dieses Systems läuft bereits. Wir werden im Jahre 2004 mit der Beschaffung beginnen.”

Man darf davon ausgehen, dass ein Aussenseiter den Vertrag in der Tasche hat: Siemens Business Services ( www.siemens.de/sbs ). Die Summen sind allerdings nicht umwerfend; im August 2001 nannte das BMVg in einer Grobschätzung für die Jahre 2003 bis 2006 Entwicklungs- und Beschaffungskosten von knapp 100 Mio. EUR. Augenscheinlich verdankt Siemens den Zuschlag aber der IT-Kompetenz der Firma COS ( www.cos-systems.com ), die die Architektur und praktische Umsetzung des Vorhabens leistet:

  • Die “Wanderung” (besser Migration) deutscher Führungs-Daten in die NATO, Stichwort “Multilateral Interoperability Programme” (MIP, und “NATO Corporate Data Model”);
     
  • Die Kompatibilität des FüInfoSys der obersten Führungs-Ebene (Ministerium und Einsatz-Führungskommando = “Rubin”) zur NATO;
     
  • Die Netzwerk-Verdrahtung des nato-weiten Marine-Führungsstandards MCCIS (Maritime Command and Control Information System) und des Luftwaffen-Führungsstandards ACCIS (Allied Command Europe Automated Command and Control Information System) in ein streitkräfte-gemeinsames Lagebild in und für die NATO (incl. nationaler Level des Bündnisses).
     
  • Das deutsche Heer befindet sich nach Darstellung von Experten in einer unangenehmen Lage. Das im Fachjargon verdunkelnd als “proprietär” bezeichnete Führungs-System “Heros” ist nicht migrationsfähig. Verteidigungsminister Struck entzog sich dieser Problematik am 13. Januar 2004 mit der eleganten Lösung:
    “... erübrigen sich weitere Lose des Führungsinformationssystems Heer, dessen bereits existierende Elemente natürlich in dem neuen System genützt werden können.”

Sorry, eigentlich hat uns der Vorgang vor allem hinsichtlich der Management-Systematik fasziniert: Globale Player, die ihre “System of Systems”-Kompetenz hervorkehren, müssen das Bench-Marking für bodenhaftende Architekten beherrschen.

{Muss man Systeme von unten betrachten?}

 

UAV: 3 D-Schneisen

12. Mai 2004

Nachdem wir zwei Tage Urlaub auf der “Internationalen Luft- und Raumfahrt-Ausstellung” (ILA) in Berlin genossen haben (Sorry wegen der gestrigen Null-Nr.), könnte die Einschätzung der deutschen Rüstung bezüglich unbemannter Flugvehikel (UAV = Unmanned Aerial Vehicles) besser geworden sein. Demnach sind drei Schneisen auszumachen:

  • Durch die Entscheidung des NATO-Lenkungsausschusses “Allied Ground Surveillance” (AGS) für das von EADS und Northrop Grumman geführte Konsortium (mit Galileo Avionica, General Dynamics Canada, Indra und Thales) ergibt sich, dass ein UAV-Typ feststeht: “Global Hawk”, in Europa als “EuroHawk” gebrannt.
     
  • Das EuroHawk darf schon jetzt als Gewinner für die künftigen SIGINT-Fähigkeiten der Bundeswehr betrachtet werden; die gestrige EADS/Northrop Grumman-Pressekonferenz wollte dies wohl deutlich machen.
     
  • Nebulös wird es in der dritten Schneise:

    - Der Führungsstab der deutschen Luftwaffe hat in die Rüstungsplanung eine Staffel (normal 12 Systeme) UAVs für die Aufklärung/Verfolgung “im Einsatzgebiet” festgeschrieben, früher “taktische” Aufklärung genannt. Das ist hinsichtlich des Aufklärungsverbundes, verknüpft mit der Finanzlage, hinterfragbar. Man könnte ja auf die Idee kommen, dass die “taktische” Aufklärung (ISR) durch AGS (weiträumige, sprich operative Aufklärung) abgedeckt werden müsse.

    - Wie auch immer: Entscheidend ist, dass die Luftwaffen-Führung sich auf ein UAV der “Predator-Klasse” festgelegt hat:
    Damit ist ein bestimmtes Leistungs- und Kosten-Segment des UAV-Marktes angesprochen, dessen nähere Betrachtung lohnt. Dafür ist eine gute deutsch-sprachige Quelle hilfreich: Sascha Lange, Flugroboter statt bemannter Militärflugzeuge?, Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP), Berlin, Juli 2003, Tabelle auf S. 30
    http://www.swp-berlin.org/common/get_document.php?id=179

    Die EADS hätte als Kandidat für die Lieferung in der Predator-Klasse augenscheinlich keine Schwierigkeiten, denn in der 3. Zeile der SWP-Tabelle ist sie mit dem Typ “EAGLE II” vertreten. Die Verifikation der Eagle-II-Daten bringt aber Verwirrung. Anlässlich der “Asian Aerospace 2004” in Singapore hat die EADS in ihrem “Airshow Update”
    http://www.eads.net/xml/content/OF00000000400005/5/61/29407615.pdf (S. 2)
    ihren “Eagle 2” nicht das erste Mal als es Kooperations-Muster mit “Israel Aircraft Industries” (IAI) vorgestellt. Von dem IAI-UAV-Typ “Heron” will die EADS als Plattform ausgehen und bietet den Heron/Eagle dem französischen und britischen Verteidigungsministerium an.

    Im nächsten Schritt wird es noch verwirrender:
    Vergleicht man die Leistungsdaten von EAGLE II und HERON in der SWP-Tabelle, dann müsste der EADS eine ganz wundersame Leistungssteigerung des HERON gelingen. Auf Nachfrage während der ILA haben wir von einem EADS-Experten eine Erklärung auf diese Frage erhalten: Die “Predator”-Leistung des SWP-EAGLE II sei so geplant; die Projektführung liege bei der EADS France.

    Leider können wir jetzt erst zum Schluss kommen:
    Rheinmetall Defense Electronics (vormals STN Atlas) hält seit Jahren nicht nur die Lizenz der U.S.-Firma General Atomics, die den Predator baut, sondern auch das wichtige Algorithmus-Paket für die Software-Verknüpfung der verschiedenen Aufklärungs-Hardware. Damit steht ein Kandidat für die Luftwaffen-Aufklärer fest.

    Auf Nachfrage während der EuroHawk-Pressekonferenz hat der Chef der EADS-Division “Defence and Security-Systems”, Dr. Thomas Enders, alllerdings bestätigt, dass man sich natürlich in die Bewerbung um die Luftwaffen-UAVs begeben werde.

Man kann sich solche Geschichten allerdings auch ersparen - ob konzeptionell oder finanzplanerisch oder so.

{Plug and fight and pay}

 

Rüstungs-Lego: ungefähr

27. April 2004

Wenn man sich in relativ hohem Alter in eine Lernschleife bei Meistern ihres Faches begibt, ist die Ausbeute immer garantiert; man bekommt Bau-Klötze für das Rüstungs-Lego:

  • Obwohl General-Inspekteur Wolfgang Schneiderhan sein Material- und Ausrüstungs-Konzept noch bearbeitet, hat das BMVg seine Hausarbeiten für die Anmeldung zum Haushalt 2005 incl. 38. Finanzplanung auf der Grundlage seines Datenwerks 2005 in der Best-Case-Fassung (sachlich und rechnerisch richtig) abgeliefert: ausgeglichen!

    Danach entwickeln sich die verteidigungs-intensiven Ausgaben wie folgt:

    - 2004: 5,8 Mrd. EUR;
    - 2005: 6,3 Mrd. EUR;
    - 2006: 6,4 Mrd. EUR;
    - 2007: 7,15 Mrd. EUR;
    - 2008: 7,6 Mrd. EUR.
    In 2008 wird demgemäß die magische 30%-Marke erreicht, die ein “gesundes Verhältnis” von 70 % Betriebsausgaben und 30 % investiven Mitteln verheisst.

    Die militärischen Beschaffungen wachsen von 4 Mrd. EUR in 2004 auf 5,25 Mrd. EUR in 2008 auf.

    Bei den Beträgen für den Bereich “Forschung, Entwicklung und Erprobung” (FEE, Gruppe 551) geht es von 2004 = 950 Mio. EUR bis 2008 auf 1,27 Mio. EUR.
     
  • Ein sehr spezielles Lego-Bauteil ist der Rüstungsdeflator, mit dem man haus-intern planerisch derzeit rechnet: Nein, nicht 3%, sonder 2!
     
  • Für ganz aufgeweckte Rüstungsfirmen muss die 35%ige Überplanungs-Marge des Beschaffungs-Titel ins Auge fallen. Geld-Abfluss-Probleme bei anderen Projekten werden zur Chance für “just-in-time”-Produzenten.
     
  • Die wildwuchernden NCW-Experten werden sich sputen müssen: Bis 2007 will General Scheiderhan (sehr ehrgeizig) die Eingreif-Kräfte “vernetzen”. Dabei werden sicherlich nicht diejenigen gewinnen, die den Netz-Quark nachplappern, sondern solche, die etwas von Info-Management verstehen.
     
  • Wenn sich nächste Woche die nationalen Rüstungs-Direktoren (der NATO) im Allgäu treffen, wird deren Entscheidung über das von der EADS gewonnene Projekt AGS (Air/Ground Surveillance) tiefgreifende strategische Implikationen für das Nordatlantische Bündnis haben. Nicht nur das: Im Nebenzimmer werden die Deutschen, Italiener und Amerikaner über das nicht unwichtige Boden/Luft-Raketen-System MEADs reden. MEADS und AGS ist eines gemeinsam: Beide Systeme sind Synoym für die Frage, ob die Bush(Rumsfeld)-Administration rüstungspolitisch unilateral gehen will oder den “alten” Europäern wenigstens noch den “Funktionalitäts-Überblick” (jenseits des  “Black-Box”-Wissens) gestatten will. Die deutsche Haltung erscheint schlüssig und entschlossen: Wenn es keinen fairen Deal gibt, sterben zwei wichtige Rüstungs-Projekte - kurz nacheinander (die kurzweiligen Geschichten über die JSF-Sprüche der Europäer und den Orion-Test sparen wir auf).
     
  • Der letzte Lego-Klotz mag den “alten Hasen” das Gähnen bringen. Für uns war neu: Es gibt ein Schlüssel-Dokument, welches man gefressen haben muss. Es enthällt alle “Geheimnisse” der Rumsfeld-Aera, man “trifft” es immer wieder - es ist wirklich das strategische U.S. Defense-Document:
    http://www.defenselink.mil/brac/docs/transformationplanningapr03.pdf

{Ich lese (das Richtige) - also weiss ich (evtl. etwas - ganz ungefähr)}

 

Struck-Rüstung: Bauklötze

2. April 2004

Einen Tag vor der April-Scherzerei hat Verteidigungsminister Struck sehr tricky ein Versprechen eingelöst, welches er auf der Bundespresse-Konferenz am 30. März 2004 abgegeben hatte: “Ich werde morgen dem Verteidigungs- und Haushaltsausschuss detaillierte Angaben machen”.

Wir sind auf Peter’s Gag hereingefallen: Wir dachten, er würde den Verteidigungs- und Haushaltsausschuss über den gesamten “Baustein 4: Neuordnung der Material- und Ausrüstungsplanung” (der Bw) “detaillierte Angaben” machen, was eigentlich auch der Zweck der Bundespresse-Konferenz war (vgl. dazu ganz präzise den Wortlaut, S. 2, “Baustein 4”).

Der Verlauf des schlauen Struck-Mannövers war aber:

  • Der Verteidigungsausschuss wurde mit dem Ausdruck des Struck-Statements abgespeist;
     
  • Der Haushaltsausschuss bekam nur die “detaillierten Angaben” über die Beschaffungsvorhaben, die der Minister im Jahr 2004 dem Ausschuss zur Beschluss-Fassung vorzulegen plant (als pdf.);
     
  • Oberste Verdachtschöpfer werden vor allem fragen, welche eigentlich für 2004 erwarteten Beschaffungsvorlagen nicht in dieser vorsorglich als “vorläufig” bezeichneten Aufstellung zu finden sind, wie z.B.
    - das die gesamte zivile Informations-Technologie (IT) umfassende Projekt “Hercules” mit einem Jahres(!)-Volumen von 665 Mio. EUR - seit langem erwartet;
    - der nicht nur von der Fa. DIEHL ersehnte Auftrag für den Schiff-Schiff-Flugkörper RBS-15, Mark 3, Utensil für die Korvette 130;
    - die eigentlich fällige “Rollenanpassung” (Jagdbomber-Rolle) für den Eurofighter 2000 mit immerhin 520 Mio. EUR;
    - die genauso fällige Eurofighter-Kostenstelle “ILS-Anpassungen, Retrofit und Role Equipment” mit 375 Mio. EUR;
    - die 1. Kosten-Tranche für den Kauf von 8 niederländischen P3-Orion-Gebrauchtfliegern für die Fähigkeit zur See-Patroille der Marine-Flieger (man wartet wohl die Übergabe der ersten Maschinen in 2005 ab);
    - die Folge-Verpflichtungen für das “heilige” MEADS Projekt (Raketen-Abwehr), dessen 146 Mio. EUR-teuere Definitionsarbeiten im Mai 2004 lt. Minister Struck abgeschlossen werden;
    - kein Wort zum anderswo als Kostenprojekt für 2004 zufindendes Vorhaben “Europäische Einbindung SAR-Lupe;
    - oder die “Fähigkeitsanpassung des Führungs-Waffen-Einsatz-Systems (FüWes)” für die Fregatte F 122/ F 123;
    - oder das Radarkenngerät Mode S (NIS) - sorry, vielleicht ist es billiger als 25 Mio.

Solche “Peanuts” sind aber unbedeutend angesichts der Tatsache, das Minister Struck seinen “Baustein 4” - die Darstellung der (langfristigen und finanzierbaren) “Neuorientierung der Material- und Ausrüstungsplanung” - nach wie vor fürs Lego-Land verschleiert.

{Bauklötze staunen macht doch Spass!}

 

EuroFighter: Spannung

19. März 2004

Wer einen Tom Clancy über den EuroFighter 2000 (EF 2000) schreiben will, sollte diesen Beitrag für die Seiten 568 - 609 als Vorlage nutzen: Der luftfahrt(mil)-begeisterte SPIEGEL hatte am Montag wieder gegen die Bett-Pfosten der Branche getreten. (Korrektur am 19. März: Very sorry, wir mussten hier leider eine Korrektur vornehmen)

Über den technischen Sachstand hinaus, den wir zuletzt im September 2003 angeboten haben, verlangt das politische Fingerhakeln  besondere Beachtung:

  • Im Zusammenhang mit dem ersten (und wichtigen) “Export”-Auftrag des EuroFighters durch die Österreichische Republik war dort der Wunsch entstanden, doch möglichst bald die Jets zu bekommen. Leih-Modelle zerschlugen sich, letztlich sollten britische Maschinen die Lücke über den Alpen füllen.
     
  • So einigten sich Verteidigungsminister Struck und sein britischer Kollege Hoon bei dessen Besuch in Berlin am 16. März, den Österreichern sechs Maschinen aus dem britischen Kontingent aufgrund der knappen britischen Haushaltslage abzutreten.
     
  • Aus einer bestimmten Informations-Konstellation ist aber zu schliessen, dass der deutsch-britische Handel zu spät kommt: Die österreichische Regierung ist augenscheinlich entschlossen, von der Schweiz zwölf Flugzeuge des U.S.-Typs F-5 als Zwischenlösung zu leasen.
     
  • Bezüglich der Großwetterlage beim EF 2000 düsen zwei Jets aufeinander zu:
    - Die Industrie möchte gern die sog. Tranche 2 (236 weitere EF 2000, davon 68 für Deutschland) durch die Auftraggeber abgesegnet bekommen;
    - Bevor sich kritische Zeitgenossen tranchieren lassen wollen, möchten sie erst die Kosten und Modalitäten für das “Anpassungs-Paket”:
    - “Beseitigung von Obsolezenzen
    - Rollenanpassung (“Bomber-Rolle”),
    - ILS-Anpassungen,
    - Retrofit und Role-Equipment,
    - Systemintegration der geänderten System-Hardware”
    wissen; es schlägt laut Kostenrahmen des Haushaltes 2003 immerhin mit 1,145 Mrd. EUR zu Buch.
    “Anpassung” und Tranche 2 kann man vortrefflich miteinander aufknüpfen.

Wer spätestens jetzt die Lust am Nachvollzug der Geschichte verloren hat, sollte sich über die Umformung des Stoffes in einen Clancy keine Gedanken machen.

{Spannung ist ein konstanter Energie-Aufwand}

 

Rüstungs-Verträge: wirklich?

30. Januar 2004

Die im Bereich Verteidigungspolitik tätigen SPD-Bundestags-Abgeordneten (Arbeitsgruppe Sicherheitsfragen - AGS) haben auf ihrer diesjährigen Klausur-Tagung am 26. Jan. 04 in Berlin bereits einen Vorgeschmack dessen bekommen, was hinsichtlich der allgemeinen Rüstungsplanung in der 1. März-Woche dem Parlament eröffnet und in 2004 konkret dem Verteidigungs- und Haushalts-Ausschuss (als sog. 25 Mio.-Vorlage) zur Zustimmung vorgelegt werden soll.

Wesentlich dabei ist das amtsseitige Versprechen, dass alles priorisiert und “garantiert” voll finanzierbar ist. Nach der 5-fach-Standard-Gliederung der Bw bedeutet dies:

  • Führungsfähigkeit:

    - SATCOM Bw, Stufe 2: Bei der AGS-Klausur als Priorität erwähnt, nicht aber als 25-Mio.-Vorlage für 2004 (war aber von der Rüstungs-Abteilung (RÜ) so geplant; im “Datenwerk” 2002 für das Jahr 2004 mit 26,6 Mio. EUR verzeichnet);

    - Streitkräftegemeinsames Führungs-Informations-System (ehemals Projekt 9.4, 2002 gewonnen von der Toll-Collect-geschädigten Telekom): Erwähnt bei RÜ, bei der AGS nur  in sofern: reine Heeres-Systeme wie HEROS sind tot. Wie es tatsächlich um das “Joint FüInfoSys” bestellt ist - sorry, keine Ahnung - Help Us, bitte.

    - Networkcentric Warfare (NCW): Natürlich wurde bei der AGS-Klausur das neue Zauberwort priorisiert. Richtig erfrischend sind dagegen beiläufige Bemerkungen von Rüstungs-XXL’s, die nach der konkreten NCW-Komponente beim neuen Schützenpanzer “PUMA” fragen (Beispielsreihe lässt sich garantiert fortsetzen).
     
  • Nachrichten-Gewinnung:

    - Das schon beschlossene Projekt SAR-Lupe (raumgestützte Radar-Aufklärung) wird seine Zusatz-Beschlussfassung zur “europäischen Einbindung” bekommen: ehemalige Plan-Kosten von 36 Mio. EUR;

    - Ein “kleiner” Knüller” des Jahres 2004 (Dezember) wird das zur SPD-MdB-Defense-Parlamentarier-Gruppe gleiche Kürzel AGS, hier “Airborne Ground Surveillance”; damit ist die entscheidende Fähigkeit verbunden, aus der Luft per Radar Bewegungen am Boden zu verorten und damit die (im Kriege) entscheidende Feldherrn-Hügel-Fähigkeit zu haben. Um den von der NATO zum Festpreis ausgeschriebenen AGS-Batzen von etwas mehr als 3 Mrd. EUR werden sich zwei mächtige Industrie-Konsortien prügeln: TIPS (System-Träger EADS) und CTAS (Raytheon) - wir berichten noch darüber. Die Deutschen , bei NATO-gemeinsamen Vorhaben normalerweise mit einem Anteil von 15 bis 20 % vertreten, werden in wesentlich höhere Grössenordnungen geschraubt werden. Da die USA (JSTARS) und das Vereinigte Königreich (ASTOR) schon über eigene AGS-Fähigkeiten verfügen, fallen sie als Sponsoren aus.

    Vorentscheidend ist, wie sich die französische Regierung verhält ;-)

    -- Im Kern der AGS-Sache geht es um eine hoch-technologische Fähigkeit: mittels Radar aus grossen Höhen Bewegungen auf dem Boden signal-technisch in ein operatives Lagebild umzusetzen. In den USA sind zu diesem Zweck die Radar-Technologie-Kompetenzen von zwei Marktführern (Raytheon und Northrop-Grumman) zusammengebunden worden, um das U.S-Projekt MP-RTIP (Multi Platform - Radar Technology Insertion Programme) zu realisieren (mit richtig Knete);

    -- Da sich die bösen und geizigen Amis einer “uneingeschränkten Technologie-Teilhabe” verweigert haben, mussten die Europäer mit dem SOSTAR-X-Programm (Stand Off Surveillance and Target Acqusition Radar) ihren eigenen Beitrag leisten. SOSTAR soll von 2001 bis 2006 mit insgesamt 85 Mio. EUR (F 28%, I 28%, D 28 %, ESP 10,5%, NL 5 %) auf MPRTIP aufholen und (optimal gedacht) transatlantisch mit MPRTIP fusionieren; das Kürzel hierfür lautet TCAR (Transatlantic Cooperative AGS Radar).

    Es könnte sein, dass der CEO von THALES die französische Regierung überzeugen kann, bei NATO-AGS mitzumachen; bei TIPS ist THALES dabei, bei CTAS “nur” SAGEM. Allerdings ist auch eine rein französische THALES-Lösung denkbar, die für diesen Global Player, der bei unserem bevorzugten Weinhändler LIEDL die Kreditkarten-Terminals liefert, der rechte Tech-Happen wäre.

    - Nicht zu vergessen ist für 2004 die sog. Boden-Sensor-Ausstattung für den Panzer-Aufklärer des Typs FENNEK; die AGS-Klausur erwähnt das für 2004 nicht, wohl aber die RÜ.
     
  • Wirksamkeit im Einsatz:

    - vom (zunächst) nur für die Niederlande interessanten Parade-Pferd zukünftiger deutscher Pz-Wagen-Baukunst, dem “ansprengbaren” Schützenpanzer PUMA werden 20 Fahrzeuge in 2004, keine in 2005, und 2006 bis 2008 390 Fahrzeuge versprochen;

    - auf die gebeutelten Heereswagen-Bauer KMW und Rheinmetall geht anscheinend ein wärmender Regen hernieder:
    - WIESEL: 32 Stück in 2 Versionen in 2004,
    - MUNGO: 388 Stück von 2004 bis 2009: 98 Mio. EUR,
    - DINGO: 55 Stück in 2004, mindestens 130 Fahrzeuge,
    - DURO: 26 Stück in 2004, 100 in 2005;

    - ob das “multispektrale 155mm-Nebel-Geschoss” überlebt hat, wissen wir nicht;

    - die MARS-Lenk-Rakete, aus militärisch-taktisch/operativer Sicht ein Transformations-Objekt erster Güte, hat den EUR-Tod erlitten. Die kompetente DIEHL hatte mit 3.000 Raketen gerechnet;

    - unbeschossen werden die “Sea Sparrow” und die “Standard Missile 2” in 2004 für die Fregatte 124 geplottet;

    - im nicht unwichtigen In-Fight zwischen SAAB und KONGSBERG (NSM) liegen die Schweden mit ihrem diskutierten Seeziel-Flugkörper RBS15 Mk3 für die Korvette K130 gut im Rennen (Rosberg sei’s gepredigt). Da das ambitionierte Polyphem-Projekt der EADS den System-Tod erlitten hat, geht es jetzt immerhin um deutsche 60 Raketen. DIEHL als deutscher System-Führer für RBS 15 hat das immerhin souverän gemanagt;

    - die Leidensgeschichte des PARS3LR (Panzer-Abwehr-Rakete 3, Long Range) der EADS-Tochter LFK scheint sich positiv dem Ende zuzuneigen. Die Spanier scheinen sie ungemein zu mögen und die Franzosen werden so eingeschätzt, dass sie “aufspringen” werden; so bekommt der TIGER richtige Power;

    - weil die Marine sich ihren Traum von 15 Korvetten auf 5 des Typs K130 abschminken darf, wird sie mit einer Nutzungs-Dauer-Verlängerung (NDV) für die Fregatten des Typs F122 und F123 belohnt. Ausserdem beginnen die Forschungs- und Technologie-Arbeiten für die Fregatte 125 in 2005. Falls die Werften ein gutes (Vorfinanzierungs-)Angebot vorlegen, können ab 2010 von den vormals acht geplanten Unterwasser-Kriegs-Experten letztlich vier als Ersatz für die F122-Klasse auf Kiel gelegt werden;

    - so sorry, nicht acht der Wahnsinns-U-212(A)-Boote werden tauchen, sondern nur sechs;

    - abgesegnet ist der glückliche Kauf von acht niederländischen P-3 “Orion”, damit Deutschland die Fähigkeit zur maritimen Patroille verfolgen kann; der Schnäppchen-Preis liegt bumelig bei 300 Mio.EUR (weitere fünf kaufen die Portugiesen);

    - das Lieblings-Thema Eurofighter wird 2004 mächtig rekurieren:
    -- “frühestens” für Mai 2004 sieht das BMVg den Entscheidungs-Termin für die 2. Tranche (EF-T2) heraufziehen;
    -- gleichzeitig müssen für die
    --- Rollen-Anpassung des EF 2000 für die 2. Tranche 520 Mio. EUR,
    ---- für den “sonstigen Bedarf” des EF 2000 hinsichtlich der
    ----Beseitigung von Obsoleszenzen,
    ----der System-Integration der Hardware,
    ---- des Role Equipment u. a. nochmals insgesamt 625 Mio. EUR in 2004 vom deutschen Parlament bewilligt werden (!);

    für die Gesamtzahl der EF2000 gilt, dass man bis nach 2015 spekulieren darf, ob denn die geplanten 180 Flieger zufliegen. Hit bei den derzeitigen parlamentarischen “Rumors” ist die Zahl 120. Einen für uns zutreffenden Kommentar haben wir vor wenigen Tagen aufgeschnappt: “Die Debatte dauert solange, bis der 180. Flieger gelandet ist.” Ausserdem scheinen die EF-2000-Kürzungs-Fighter von der Vertragslage wenig beeindruckt zu sein;

    - als abgehakt gelten die CSAR-Kits (Combat Search and Rescue) für den NH-90, der im übrigen nur noch für das Heer: 83, für die Luftwaffe: 42, und für die Marine als MH-90 mit 30 Systemen zulaufen soll;

    - der “Infantrist der Zukunft”, der in einer 10er-Gruppe über einen PALM, GPS, Restlicht-Verstärker, Laser-Entfernungsmesser und ein Wärmebild-Gerät verfügen soll, wird in 2004 15 Systeme für 125 Soldaten erhalten und ab 2005 jährlich 100 Systeme beklatschen können;

    - das absolute “Hass”-Thema MEADS (“taktische” Flug-Abwehr) soll 2004 mit einem deutschten Entwicklungskosten-Anteil von schlappen 1,7 Mrd. EUR in die parlamentarische Beratung schiessen. Von VM Struck wird die fröhliche Botschaft vermeldet, dass er die Kosten auf die Hälfte reduzieren will (wie glücklich muss er sein);

    - für das wirklich tiefgreifende Thema Heeresinstandsetzungs-Logistik (HIL) wird vermeldet, dass die Vertrags-Verhandlungen noch in 2004 abgeschlossen werden sollen; geplant ist ein “weicher Übergang” von 21 Monaten;

    -  für das IT-Mammut-Unternehmen HERCULES heisst es, dass sich der Herr Minister das gern “zwei Nummern kleiner” gewünscht hätte; ungeklärt ist noch immer, wann sich HERKULES für die Bundeswehr wirtschaftlich lohnt. Immerhin wird “Grundkonsens mit den Verhandlungspartnern” signalisiert. Im 2. Quartal werden nun endlich die Vertragsverhandlungen beendet sein, d.h.: Ab 2005 schlägt HERCULES für zehn Jahre in der Rüstungs-Buchhaltung des Verteidigungsministeriums mit Jahres-Scheiben von je 665 Mio. EUR unerbittlich zu.

So sorry, wir haben in der Gliederung den Überblick verloren, denn es müsste noch die Kategorie der “Unterstützung und Durchhaltefähigkeit” und die “Überlebensfähigkeit” kommen.
Very sorry, sind Sie immer noch da? Ist ja irre, Sie sind immer noch da? I beg Your pardon!

{Es ist alles wirklich (liebevoll) leicht gemeint - wirklich??]

 

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