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Deployability - Fähigkeit zum Aufmarsch - Mobilität

13. August 2000

Der Themenbereich Deployability - Fähigkeit zum Aufmarsch - strategische und operativ/taktische Mobilität ist unterteilt in:

Aufgrund der Änderung der NATO-Strategie (beschlossen auf dem Washingtoner Gipfel am 23./25. April 1999) und den EU-Beschlüssen von Köln und Helsinki (siehe EU) sowie dem Beschluss des Bundeskabinetts zur Bundeswehr-Reform vom 14. Juni 2000 gilt, dass die Wahrscheinlichkeit eines politisch beschlossenen Einsatzes der Streitkräfte in der Zukunft an der südlichen Peripherie des Bündnisgebietes gegeben ist. Der Abdeckung dieses Risiko-Szenars mit den entsprechenden militärischen Fähigkeiten wird die höchste Priorität eingeräumt.

Weniger für Frankreich und England, insbesondere aber für Deutschland ist damit ein völlig neues Fähigkeitsprofil gefordert: die strategische Verlegefähigkeit, die Fähigkeit zum Aufmarsch (deployability). Sie hat nach dem (politisch entscheidenden) Eckpfeiler-Papier des Verteidigungsministers Scharping vom 1. Juni 2000 “erste Priorität” (Ziff. 48).

Für die Streitkräfte der NATO/EU-Staaten ist von den folgenden Einsatzoptionen auszugehen, auf die im weiteren immer wieder Bezug genommen wird:

  • Option I: Verteidigung gegen Angriff auf die NATO (Art. 5 NATO-Vertrag)
  • Option II: UN/WEU-Operation, Kriegseinsatz (Peace Enforcement)   
  • Option III: Evakuierungseinsatz von Zivilpersonen oder Truppenteilen 
  • Option IV: UN-Peacekeeping (Blauhelm-Einsatz)  
  • Option V: Humanitäre Hilfe, Katastrophenhilfe

Wesentliche Voraussetzung dafür ist die schnelle Verlegefähigkeit der militärischen Einheiten. dh. zunächst Transport-Systeme für den Luft- und Seetransport. Den europäischen NATO-Partnern (und insbesondere Deutschland) fehlen die Mittel dazu.

Diese Fähigkeit hat innerhalb der DCI der NATO höchste Priorität und ist bei ESDI die zentrale Voraussetzung für die Umsetzung des EU-Ratsbeschlusses von Helsinki (10./11. 12. 1999), spätestens 2003 50-60.000 Soldaten (nur Heer) innerhalb von 60 Tagen zu verlegen und ein Jahr im Kampfeinsatz zu halten.

Deutscher Anteil

Aus diesen Grössenangaben sind die erforderlichen Luft- und Seetransport-Fähigkeiten für EU-Einsätze abzuleiten. Nach dem offiziellen BMVg-Papier “Informationen zur konzeptionellen Neuausrichtung” (o. D., Juni 2000) übernimmt Deutschland einen Anteil von 20 %, d.h.
10-12.000 Soldaten (nur Heer).

In der “Zwischen-Bilanz” des BMVg (S. 10) vom Okt. 2000 ist die Höchstzahl genannt, mit der sich Deutschland beteiligen will: 18.000 Soldaten.

Frankreich und GrossBritannien haben derzeit ihre Anteile noch nicht beziffert. Der Weizsäcker-Bericht nennt die folgenden Grössen-Ordnungen für die gesamten Kräfte :

Frankreich: Fähigkeit zu zwei räumlich getrennten Operationen an der Peripherie und außerhalb Europas: 30.000 Soldaten + 5.000 oder 50.000 für grossen Konflikt.

GrossBritannien: Fähigkeiten für einen grossen regionalen Konflikt (hohe Intensität, kurze Dauer): eine Heeresdivision oder zwei mittlere Operationen (peace-keeping + Kriegsoperation, < 6 Monate): maximal je ein Brigade-Äquivalent (ca. 6-8000).

Im Eckwerte-Papier des Generalinspekteurs von Kirchbach (23. 5. 2000) gelten die folgenden Richtwerte:

  • “zur Unterstützung von Bündnispartnern im Rahmen der kollektiven Verteidigung: Kräfte in Stärke einer verstärkten mechanisierten Division.
  • im Rahmen der Konfliktverhütung und Krisenbewältigung: bis zu zwei Brigadeäquivalenten in jeweils 5 nahezu gleichen Kontingenten im Rotationsverfahren,
  • Insgesamt: Kräfte mit hoher Verfügbarkeit in Stärke von etwa 2 Divisionen.”

Verteidigungsminister Scharping hat mit Zustimmung des Bundeskabinetts am 14. Juni 2000 wie folgt entschieden (“Eckpfeiler”-Papier, s. 25):

“Die der NATO und der EU verbindlich zugesagten Streitkräfte müssen ohne Rückgriff auf Mobilmachung und Aufwuchs in der Lage sein, eine grosse Operation mit bis zu 50.000 Soldaten aller Teilstreitkräfte über einen Zeitraum von bis zu einem Jahr oder zwei mittlere Operationen mit jeweils bis zu 10.000 Soldaten über mehrere Jahre sowie jeweils parallel dazu mehrere kleine Operationen durchzuführen.”

Eine Analyse des Bundesverteidigungsministeriums listet gemäss den Optionen I - V die logistischen Erfordernisse auf, die unabdingbare Voraussetzung für Verlegung und Aufmarsch sind:

Option

I

II

III

IVa

IVb

V

Auftrag

NATO-Ver- teidigung

Peace-En- forcement

Evaku- ierung

Peace- Keeping

Peace- Keeping

Humani- täre Hilfe

Luftentfernung (nm)

2000

3000

5000

5000

5000

4-6000

See-Entfernung (sm)

3800

5100

 

5400

9700

 

Material Vorauskräfte (to)

59.500

45.500

 

5500

5500

 

Material Hauptkräfte (to)

118.000

56.130

 

38.250

38.250

 

Mat. gesamt

177.400

101.700

800

43.800

43.800

13.500

Mat. lanemeter

88.650

48.630

 

27.790

27.790

 

Container

4270

3570

 

750

750

 

Zeitforderung (Tage)

21

21

2 - 3

14 - 21

14 - 21

1 - 3


 

Aufgrund des Ablaufes eines Aufmarsches ist davon auszugehen, daß der Materialumfang für die Vorauskräfte im wesentlichen per Lufttransport zu transportieren ist, der Materialumfang für die Hauptkräfte per Seetransport. Der Transport aller Soldaten erfolgt per ziviler Flugzeug-Charter.

 

Material-Konzept (MatKonz) Bw: Priorisierung “Mobilität”

28. März 2001

Im folgenden wird die “Priorisierte Systemliste” des MatKonz (Stand 16. März 2001) dargestellt; grundsätzliches zum MatKonz siehe unter DCI. Die Daten entstammen der Anlage 4 des MatKonz; eingefügt sind die Daten des Zeit-Tableau’s der Anlage 3 (hier “Zeitschiene” genannt). Die in Anlage 3 grafisch dargestellten drei Zeitraum-Blöcke (“kurzfrist - (bis 2006) - mittelfristig (2007 bis 2012) - langfristig (ab 2013)) sind von uns in Jahres-Angaben umgeändert worden. Die Abfolge unserer Angaben ist gegenüber der tabellarischen Darstellung des Originals leicht verändert:

  1. Prio-Nr.
  2. System / Element
  3. Kategorisierung (vgl. DCI)
  4. Zeitschiene
  5. Bemerkungen
  6. Anmerkungen zur Priorisierung

Mobilität

Ein Teil der Systeme trägt als “Anmerkung zur Priorisierung” den Vermerk “Mengengerüst in Abhängigkeit ...” (hier abgekürzt “Menge TK) oder “Abhängigkeit vom ‘Transportkonzept’” (hier abgekürzt TK). Das “Verkehrsübergreifende Transportkonzept” wird vom Führungsstab Streitkräftebasis (Fü SKB) erarbeitet und ist auf “III/2001” terminiert. In der Zeitschienen-Darstellung wird zwischen strategischer und operativ/taktischer Mobilität unterschieden; Unter-Kategorien sind Luft - Boden - See.

M 1
Einsatztruppenunterstützungsschiff (ETrUS)
IAAAAB
2007 - 2015
Hoher Finanzbedarf
TK

M 2
A-310 MRTT (Tankerumrüstung)
IAABAB
2001 - 2015

M 3
Future Transport Aircraft (FTA) - (auch A400M genannt)
IIABAAA
2007 - 2015
Extrem hoher Finanzbedarf
Menge TK

M 4
A-310 Multi Role Transport (MRT)
IABBAB
2001 - 2015
Menge TK

M 5 a
MULTI (containerisiertes Wechsel-Lade-System)
IIABAAB
2001 - 2015
Bedarf über derzeitigem Stand
Anteil Konfliktverhütung und Krisenbewältigung, Mengengerüst für eine grosse Operation in Abhängigkeit TK

M 5 b
LKW, neue Generation (Ungepanzerte Radfahrzeuge, URF 90)
IIABAAB
2007 - 2015
Sehr hoher Finanzbedarf, Menge TK

M 6
NH 90 - Leichter Transporthubschrauber (LTH) Heer
IIABABA
2001 - 2015
Sehr hoher Finanzbedarf
(in Zeitschiene zusätzlich dargestellt: NH 90 LTH Lw: 2007 - 2015)

M 7 a
C-160 Transall
IIABBAB
2001 - 2015
Hoher Erhaltungsaufwand

M 7 b
UH 1 D
IIABBAB
2001 - 2008

M 8 a
BO 105
IIABBBB
2001 - 2008
Verbindungshubschrauber

M 8 b
CH-53 G
IIABBBB
2001 - 2015

M 8 c
CH-53 G/GS
IIABBBB
(in Zeitschiene nicht dargestellt)

M 8 d
CH-53 KWS/NDV
IIABBBB
(in Zeitschiene nicht dargestellt)
Sehr hoher Finanzbedarf

M 8 e
DO 228 LT
IIABBBB
2001 - 2015
Leichtes Transportflugzeug (unter operativ/taktischer See-Transport)

M 9
MULTI
IIBBAAB
2001 - 2015
Bedarf über derzeitigem Bestand
Anteil Kollektive Verteidigung Menge TK

 

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