| Humanitäre Konzepte und ihre Anwendung gehören zwar nicht
direkt zur Sicherheitspolitik, sind aber Ausdruck eines übergeordneten Verantwortungsbewußtseins. Es kann und darf nicht sein, daß die entwickelten Staaten mit ihrem vergleichsweise ungeheuerem Reichtum den ärmsten und leidenden Menschen in Katastrophengebieten nicht helfen.Diese Hilfe darf nicht erst dann gegeben werden, wenn die publizierende Weltöffentlichkeit öffentlichen Druck generiert. Um dieses Ziel zu erreichen, will GEOPOWERS den Sachstand darstellen, Konzepte der entsprechenden
Fachleute veröffentlichen und realistische Forderungen herausfiltern. Wichtig sind alle Einzelheiten; Beispiel Äthiopien: - Wie hoch ist der geschätzte Bedarf an welchen Hilfsmitteln? (Anzahl, Transportvolumen, Gewicht, Wert in US$)
- Zeitschiene des Maßnahmen-Ablaufes, Gesamtdauer;
- Möglichkeiten der eigenständigen Verteilung, falls staatliche Stellen die Hilfsmaßnahmen blockieren;
- sonstige Problemfelder und Lösungsansätze.
Je mehr Daten von den verschiedensten Personen und Organisationen zur Vergügung stehen, desto qualifizierter können die Forderungen an die Politik sein. Helfen Sie uns bitte durch Ihre Beiträge. Piraten-Empathie: Axt 10. Oktober 2008Wir sind David Axe von “World Politics Review” sehr
dankbar, in Sachen Piraterie etwas wichtiges hinzugelernt zu haben; das wandelt uns fast zu Freunden der Ex-Fischer an der somalischen Küste. Gestern haben wir noch über deren Anspruch, die “Küstenwache” (Central Region Coast Guard) zu sein, gehöhnt; heute nicht mehr:
http://www.worldpoliticsreview.com/articlePrint.aspx?ID=2744 Zentral ist für uns in der Axe-Arbeit folgendes: - Nach dem Zusammenbruch des Restes von staatlicher Souveränität 1991 konnte Somalia seine 200-Seemeilen-Wirtschaftszone nicht mehr sichern. Folge war, dass vor allem Trawler aus Taiwan, China und der Ukraine in den fischreichen Gewässern den somalischen Fischern ihre Existenz-Grundlage zerstörte.
Den publikumswirksamen Schönheitswettbewerb in Sachen Piraterie-Bekämpfung
hat die NATO gegen die EU vorerst gewonnen, weil sie nicht erst Weihnachten, sondern sofort eine Flotte in Marsch setzt. Ob die Siegerin genügend Verstand hat, wird sich zeigen, wenn der Befehl für die Armada vorgelegt wird. In allererster Linie müsste demnach der Auftrag lauten: - Die NATO-Flotte übernimmt den 200-Seemeilen-Schutz der Küste im Auftrag der somalischen Regierung und verscheucht zuerst alle, die die Somalis abfischen. Andernfalls wäre es verheerend, wenn die
somalischen Medien verbreiten würden, dass die Fischpiraterie jetzt unter dem Schutz der NATO-Flotte stattfindet!
Ansonsten ist Aufklärung wieder alles: der Golf von Aden umfasst 200.000 Quadrat-Seemeilen, viel Arbeit für die deutschen P3-Orion-Flieger. Denen, und uns auch ein wenig, zunächst fürs sonnige Wochenende: {Hals- und Beinbruch - Good luck!)
Entwicklungshilfe: Dreieck 7. April 2008Entwicklungshilfe, die von den Regierungen gegeben wird (ODA = Official Development Assistance), ist zweifellos die grundlegende quantitative
Messlatte für die Bemühungen des präventiven Konfliktmanagements. Dazu gehören allerdings auch die privaten Aufwendungen und irgendwie auch Investitionen von Wirtschaftunternehmen (diese “versammelte” Tabelle hätten wir gern). Der Zusammenschluss der 29 als entwickelt geltenden Staat der Erde, die OECD (Organization for Economic Cooperation and Development), hat gerade die vorläufigen ODA-Zahlen für 2007 veröffentlicht:
http://www.oecd.org/document/8/0,3343,en_2649_201185_40381960_1_1_1_1,00.html die Tabellen findet man hier: http://www.oecd.org/dataoecd/27/55/40381862.pdf
Wenn man den etwas verzerrenden Anteil der hohen Schuldenerlasse des “Pariser Clubs” für Irak und Nigeria in 2005/2006 herausrechnet, soll die Netto- Hilfe der OECD-Staaten doch noch um 2,4 % gestiegen sein. Trotzdem wird man viele Hinweise für Ernüchterung und wenig Erfreuliches finden: - Nach den derzeitigen Preisen beläuft sich die Netto-ODA in 2007 auf 103,7 Mrd. USD; auf der Preisbasis und den Wechselkurs-Raten
von 2006 sind es aber nur 95,6 Mrd. USD;
- Deutschland als zweitgrösster Geber (nach den USA) ist mit 12,3 Mrd. USD verzeichnet, was eine preis- und wechselkursbereinigte Steigerung von 5,9 % bedeutet. UK und Japan fallen mit einem Minus von rund 30 % besonders ins Auge;
- Die Hilfe für das besonders bedürftige Sub-Sahara-Afrika ist zwar real um 10 % gestiegen; auf dem G-8-Gipfel in Gleneagles (2005) hatte man eine Verdoppelung bis 2010 versprochen;
- Eigentlich muss man sich nur die untere Tabelle auf pdf-Seite 5 die ODA-Trends ausschneiden: In Gleneagles hat man für 2010 130 Mrd. USD (zu 2004-Preisen) versprochen. Zu 2007-Preisen ist man um 38 Mrd. USD von diesem Ziel entfernt.
Wenn man sich mit den qualitativen Aspekten der Entwicklungshilfe beschäftigt, wird die Debatte eigentlich erst richtig interessant. Auf unseren diesbzüglichen Beitrag vom 18.2.08 hat uns ein lieber Kollege eine kritische e-mail geschrieben, der es an Deutlichkeit nicht mangelt.Dass die militärischen Strategien (Konzept + Umsetzung) heftiger Kritik ausgesetzt
sind, ist ja in Ordnung. Bei näherem Hinsehen kann man sich aber nicht des Eindrucks erwehren, dass die zivilen Krisenpräventionäre da wesentlich bessergestellt sein könnten. Ist das Thema zu esoterisch, und/oder ist der Quoten-Marktwert von 100 Mrd. USD ODA einfach zu gering? {Wenn kein Geld im Kasten klingt, der Missionar im Dreieck springt} Gewalt: Grössenwahn 30. April 2002Die September-Ausgabe (2001, S. 70) von “Spektrum der Wissenschaft” enthält einen beachtenswerten und plausibel erscheinenden Artikel des US-Wissenschaftlers Roy F. Baumeister mit dem Titel “Gewalttätig aus Grössenwahn”. Die Fragestellung lautet: “Warum werden Menschen zu Gewalttätern”. Anfang der 90er Jahre suchte Prof. Baumeister mit
Kollegen nach dem wissenschaftlichen Nachweis für die angeblich “allgemein bekannte Tatsache”, “dass Minderwertigkeitskomplexe Gewalttätigkeit generieren”. Sie fanden keine empirischen Belege dafür, sondern das Gegenteil. Das Baumeister-Team ermittelte zunächst die “entscheidenden Wesenszüge” von Testpersonen mittels erprobter Testverfahren in den Bereichen: - “Selbstwertgefühl”;
- “Aggressivität” und
- “Narzissmus”.
Aufgrund dieser Daten wurden
dann die Teilnehmer in eine paarweise Konkurrenz-Situation gestellt, die fingiert beurteilt wurde. Anschliessend konnten die Teilnehmer ihrerseits in Reaktionstests ihren “Gegner” mit einem “lauten unangenehmen Geräusch” bestrafen. Die Ergebnisse wurden ausserdem mit Daten von Gewaltverbrechern korreliert. Das Ergebnis beschreibt Baumeister wie folgt: - “Auf empirischer wie auch auf theoretischer Seite spricht zur Zeit allerdings nichts dafür, dass gewaltbereite
Personen tief versteckte Selbstzweifel hätten, selbst wenn dies der gängigen Auffassung entgegensteht, Gewalttätigkeit hänge mit einem geringen Selbstwertgefühl zusammen.
Ein übersteigertes Selbstbild selbst bedingt nicht unmittelbar Aggressivität. Narzissten benehmen sich auch nicht aggressiver als andere Menschen - so lange sie jedenfalls keiner beleidigt oder kritisiert. Dann aber - der Anlass kann anderen nichtig erscheinen - explodieren sie allzu leicht. Nach dem Konzept der bedrohten
Eigenliebe kommt es somit auch auf die äusseren Umstände an. Entscheidend für den Aggressionsausbruch ist, welche Wesenszüge der Person mit welcher Situation zusammentreffen.” - “Denn eine hohe Meinung von sich selbst weckt unter Umständen den Eigendünkel und macht Menschen dermassen hyperempfindlich gegen Kritik, dass sie beim geringsten Anlass wütend werden, besonders wenn dieses positive Selbstbild nicht gerechtfertigt ist.”
- “Aus vielen Gründen erscheint
mir allerdings bedenklich, Menschen eine unverdient hohe Meinung von sich selbst beizubringen.”
Diese “Theorie vom bedrohten Egotismus” ergibt im Zusammenhang mit dem Zugang zu Gewalt-Mitteln ein düsteres Bild. Sie ist nicht nur für Vorgänge wie in Erfurth erkenntnisleitend, sondern dürfte auch für Gewalt-Phänomene im politischen Feld (z.B. Terrorismus) als Deutungsmuster tauglich sein. Wer glaubt, dafür eine wirkungsvolle und “flächendeckende” präventive Therapie beisteuern zu
können, hat zumindest ein hohes Selbstbild, welches - für sich genommen - ja zunächst “ungefährlich” ist. Der Rest dieser “Fiktion” sei anheim gestellt. {Die real heilende “Life-Fiction” mag leider kaum jemand} Welt-Ernährungsbericht: 28 Millionen Menschen haben schwere Hunger-Probleme
26. 12. 2000Die “Food and Agriculture Organization” (FAO) der Vereinten Nationen hat am 21. Dezember 2000 einen Bericht vorgelegt, nach dem 28 Millionen Menschen in Afrika (Sub-Sahara) mit “schweren Ernährungs-Problemen” konfrontiert, 10,2 Millionen Menschen von (unserer) Nahrungsmittel-Hilfe abhängig sind.”
http://www.fao.org/WAICENT/faoinfo/economic/giews/english/giewse.htm Im östlichen Afrika ist die Situation am schlimmsten; die Gründe sind Trockenheit und/oder Bürgerkriege, vor allem in Eritrea, Äthiopien, Kenya und Sudan. In Eritrea sind es 1,5 Millionen Menschen, die durch den Bürgerkrieg betroffen sind und 340.000 Menschen, die von der Trockenheit direkt betroffen sind. Kenya
ist ebenfalls von furchtbarer Trockenheit betroffen und wird 1,4 Mio. Tonnen Nahrungsmittel einführen müssen. Hier sind es 3,3 Millionen Menschen, die unserer Nahrungsmittel-Hilfe bedürfen. Somalia ist besonders im Süden betroffen, während sich in den anderen Landesteilen die Situation verbessert hat; dadurch entstehen allerdings Wanderungsbewegungen. Im Sudan haben sich die Preise für Nahrungsmittel verdoppelt. In Tansania liegt die Ernte 20 % unter Fünf-Jahres-Durchschnitt; der
Import-Bedarf wird auf 690.000 Tonnen geschätzt. In Uganda gibt es auch einige Anzeichen für Verbesserungen, trotzdem sind ungefähr 1,2 Millionen Menschen unserer Hilfe bedürftig. Im Kongo ist die Situation relativ hoffnungslos aufgrund des Bürgerkrieges; 2 Millionen Menschen sind von der humanitären Hilfe abgeschnitten. Ruanda verzeichnet, dass 22 % der Bevölkerung (267.000 Menschen) Nahrungsmittel-Hilfe bis Ende Januar 2001 benötigen. Im Juni 2000 waren in Angola 2,5 Millionen
Menschen in auswegloser Situation. Das Land wird sich sehr stark auf Nahrungsmittel-Hilfe abstützen müssen. Nach den verheerenden Überflutungen in Zimbabwe ist die Ernährungs-Situation zwar relativ gesichert, nur steigen auch hier die Preise ins Horrende. In Mozambique, ebenfalls durch Überflutungen heimgesucht, hat es eine gute Ernte gegeben. Die Preise sind stabil; trotzdem schätz die FAO, dass 172.000 Menschen, die besonders von der Flut betroffen worden sind, unsere
Nahrungsmittel-Hilfe benötigen. In dem vom Bürgerkrieg heimgesuchten Sierra Leone ist eine Million Menschen direkt vom Krieg betroffen. Es ist also besonders das östliche Gebiet der Sub-Sahara-Region Afrikas betroffen; es bedarf der Hilfe in erster Linie. Zweitens müssen die Menschen erreicht werden, die durch die Bürgerkriegs- Wirren leiden. Drittens müssen für die Entwicklung im Sudan Vorsorge-Massnahmen geplant werden. Kommentar: Es ist ein sehr beklemmendes Gefühl, diese Meldung des US-Aussenministeriums über den FAO-Report verkürzt zu übersetzen. Was wird bei der EU deshalb geschehen? Was macht das AA? (siehe Nachtrag). Man müsste es verfolgen, mahnen, Druck ausüben. Aber wir werden wahrscheinlich noch nicht einmal das schaffen. Hoffentlich schafft es jemand anderes. Hoffentlich fragt uns niemand.
{Hat irgend jemand irgend einen Vorschlag?} (Nachtrag: 27. 12. 2000)Das Auswärtige Amt hat eine extra Rubrik für “Humanitäre Hilfe”. Dort findet man eine sehr gute Darstellung des Ansatzes des AA und die entsprechenden Daten sowie Organisationen:
www.auswaertiges-amt.de Was fehlt, ist eine analytische Aufarbeitung: - Welche Staaten leisten gemäss ihrer Wirtschaftskraft wieviel?
- Wird humanitäre Hilfe - und wenn ja wie - innerhalb der EU, der UN koordiniert?
- Gibt es eine politische US/EU-Koordination, die die Regierung einzelner Staaten durch aussenpolitischen Druck dazu bewegen kann, internationale Hilfe zuzulassen und ggfs. die eigene
Verteilung zu erlauben?
- Gibt es Darstellungen, die die (bisherigen) Leistungen der entwickelten Länder im Vergleich zum erwarteten Bedarf aufzeigen?
|